Platten-Tektonik ist Expansions-Tektonik
Die Tektonik aufsteigender Berge und wachsender
Kontinentalplatten
Karl W. Luckert
Professor
emeritus at Missouri State University
Portland, Oregon, USA
im Bergbau- und Industrie-Museum Ostbayern zu Theuern, Oberpfalz.
24. - 25. Mai, 2003
Organisator: Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz
Jacob, Technische Universität Berlin
Fettgedrucktes bezeichnet das VideoSkript. Dünngedrucktes ist von
ähnlicher Wichtigkeit, auch wenn dafür kein Raum im Video
war.
Ein herzliches Dankeschön dem Professor Karl-Heinz Jacob,
für positive wissenschaftliche Anregungen und seine freundliche
Auswanderer-Deutsch
Nachhilfe, sowie für Sabine, Bernd, und Julian Luckert, die beim
Korrekturlesen geholfen haben.
Bemerkungen für
die Revidierte Webseite, im Jahr 2016 angefügt:
Was das Wegdrehen
der Antarktis anbetrifft,
welches relativ zur gegenwärtigen Erdkugel zumeist im Westen
und Südwesten der beiden Amerikas geschehen ist, so habe ich
schon während den Dreh-Arbeiten bemerkt, dass meine Animationen
viel zu lose ausgefallen sind. Soviel sagte ich
damals schon vor laufender Kamera.
Meine Erklärungen, über das Verhältnis der Antarktis zum Kap
von Südamerika, gelten deshalb schon in meinen Theuern Videos als unbefriedigend.
Bei der Darstellung
dieses Wegdrehens, westlich
von den Amerikas, ist mein Urbino Video sogar noch weiter von meiner eigenen Richtlinie abgerutscht. In meinem neuen Buch, Spread and Growth Tectonics… (2016), hielt ich die Kontakte
zwischen dem Kap von Süd Amerika und dem Schweif der Antarktis viel enger. Trotzdem
habe ich meine veralteten Videos jetzt über Youtube zur
Verfügung gestellt—weil diese zudem
auch Aufschlüsse über andere Geschehnisse
darbieten—wie zum Beispiel die Expansion der Ozeane allgemein, basiert auf Isochronen. So dürften diese Videos ohnehin noch vorführen
wie ich mir
die groβe Reihenfolge
der Expansion im Groben vorstelle—auch wie mein Denken
sich entwickelt hat. Alles bis jetzt
Veröffentlichte sollte als Vorarbeit zu
meiner diesjährigen Buchausgabe verstanden werden. Die erwähnten Darstellungsfehler, über den gesamten Erdausdehnungsvorgang, lassen sich meines
Erachtens verhältnismäβig
leicht wegdenken. Inzwischen bin ich zu alt geworden um meine ebenso veralteten
und primitiven Videos neu zu überarbeiten. Ernste Forscher, mit fortgeschrittener Technologie, dürften wohl bald in der Lage sein, aufgrund meiner seitherigen Veröffentlichungen bessere Illustrationen davon herzustellen.
Es hat die Verbreiterung
des anfänglichen nordöstlichen
Pazifik mit Rifting zwischen der Antarktis und Nord
Amerika begonnen, langsam seit der Kreidezeit. Expansion im nord-östlichen Pacifik war das natürliche Ergebnis vom Ausschälen
der runden Antarktis aus dem rund
sich expandierenden Pazifik—und diese Expandierung hat fortwährend neuen Ozeanboden geschaffen. Der früheste Ozeanboden im nordöstlichen
Pazifik wurde bei dieser Ausdehnung
seit der Kreidezeit geschaffen. Der Ozean weitete sich und formierte eine drei-eckige Meeresboden Platte welche sich, anwachsend,
um die runde Antarktis bildete und welche jetzt in den südwestlichen Indischen Ozean hineinragt. Seit dem Abzug Afrikas—und dem späteren Abzug Australiens in die engegengesetzte
Richtung—entlang dem südlichen Ende des Atlantik, war die Ozeanboden-Kruste
dort noch dünn, schwach, und eindringbar. Inzwischen hat der Pazifik auf seine runde Ausdehnung beharrt. Er hat dabei die Antarktis rund ausgeschält und westlich, und danach weiter südlich
hinuntergedreht. So wurde
die Antarktis dicht am Kap von Süd Amerika vorbeigeschoben,
fast über die ganze Breite des damals existierenden Antlantik. Ich bin somit an diesem Punkt, vom Urbino Video herkommend, der Darstellung meines Theuern Video wieder näher gekommen—jedoch nicht genug.
Die Antarktis hat das Meiste
ihrer Drehung im Süd-Ozean vollzogen—nachdem sie zuerst
nach Osten bis zum Orcadas
Rise vorgeschoben worden
war. Mit dieser Revision kann ich nun natürlich
keinen kleinen kontinentalen Zusammenstoβ mehr zugestehen. Es war nur eine
Möglichkeit die ich anfangs noch einzuräumen
versuchte. Es hat ja sowieso keinen Zweck den Anfang von Küstengebirgen in kontinentalen Zusammenstöβen zu suchen. Was wir am Zehen von Süd Amerika jetzt sehen ist eine
leichte Verschiebung, erzeugt durch Reiβen und durch Schär-Rutsch-Reibung zwischen dem genannten Zehen
und dem Schweif der Antarktis entlang.
Ich bedaure
natürlich, daβ ich jemals die Metapher “Tanz” benutzt habe,
um auf die volle Umdrehung
der Antarktis hinzuweisen. Wahrscheinlich habe ich zu lange
in meinem Leben Vorlesungen
gehalten und dabei, mit Analogien und Übertreibungen meine Schüler bei der Sache zu halten
versucht. Auf jeden Fall habe ich mit
dieser Metapher die Sympathie des Herrn Klaus Vogel verloren. Er hat meine Erklärungen nicht im Zusammenhang
mit Isochronen verstehen können. Er hat mir sogar vorgeworfen
dass Kontinente nicht hüpfen. Leider
konnte ihm sein Langenscheidt damals
den Unterschied zwischen einer Tanzumdrehung und einem “Hupfeten” oder einem Veitstanz
nicht genau klarmachen. Ich hätte es bei den Begriffen
von “Wegdrehen” oder “Abdrehen” belassen sollen. Andererseits hätte uns Beiden
in diesem Falle ein besseres Wörterbuch
wohl kaum geholfen. Die Kontinente des
Klaus Vogel blieben fortwährend
noch die alten Wegenerischen Wanderer. Klaus scherte
sich nicht um die Isochronen welche ich als primäre
Daten anerkennen lernte. Für mich
war das “Wandern” der Kontinente
schon immer eine überzogene Metapher, viel mehr so als eine
Umdrehung beim Tanzen.
Natürlich ist es beiderseits, im Englischen sowie
im Deutschen, möglich ganz oberflächlich
die Kontinente als Wanderer
zu betrachten. Ja doch! Für gewöhnliche
Bürger mögen diese “wandern,” wie sie das sogar
auch noch für viele Wissenschaftler
tun, nach Art und Weise wie im Osten
die Sonne auf-geht, und im Westen
unter-geht.
Die Antarktis hat sich in einem Vorgang weg-gedreht,
wobei sie seitwärts von ungleich expandierenden Ozeanböden (eigentlich auf zähem Mantel Untergrund sitzen bleibend) befördert wurde. Der runde Kontinent wurde dabei gleichzeitig oberflächlich in regionale, junge und schwache mafische Ozeanböden eingerückt.
Abstrakt für das Theuern Video: Verschiedene Erkenntnisse der populären
Plattentektonik werden hier vorweg als grundlegend anerkannt. Die Kruste
unseres Planeten erscheint in mehrere Stücke oder „Platten“ aufgeteilt. Unter
stetiger Zugabe von frisch aufquellendem Magma wachsen die Platten den sie
umrandenden Bruchlinien oder Dehnspalten entlang. Vom Meerwasser gekühlt
erstarrt das Magma und bildet so die ansätzlichen Krustenstreifen.
An diesem Punkt theorethischer Verbildlichung
scheiden sich die tektonischen Theorien. Die Mehrheit der Plattentektoniker
glauben, dass die Erde ihre gleiche Grösse beibehalten hat und dass für jeden
weiteren Streifen von neuem Ozeanboden eine entsprechende Breite sich den
kontinentalen Küstenlinien entlang, oder sonstwo im weiten Meer, in die Tiefe
versenkt. Um sich die schwierig abgewinkelte Unterstossung der Ozeanböden den
Küsten entlang besser vorstellen zu können, postulieren diese Forscher dann
einen Subduktions-Vorgang der von Magma Kreisläufen im Mantel in Bewegung
gehalten wird.
Die Gegenwart tektonischer Platten und
Dehnspalten, sowie die Erweiterung von Ozeanböden, lassen sich
jedoch mit Hilfe von einer allgemeinen Erdausdehnungs-theorie leichter
erklären. Die Ozeane erweitern sich, die Entfernungen zwischen den Kontinenten
werden grösser, und der Planet wächst. Meine Abhandlung schlieβt sich
deshalb den auf die Expansion hin orientierten Varianten der Plattentektonik an.
Argumente für die Erdexpansion zerteilen sich
wiederum in verschiedene Richtungen. Erstens gibt es da eine Reihe von
Argumente, welche sich mit physikalischen Theorien beschäftigen mit deren Hilfe
man sich eine Erklärung über die Zunahme der Erd-Masse oder dem Volumen
erhofft. Solche Argumente erlauben uns die Erdausdehnung stofflich, aber nicht
unbedingt tektonisch zu erklären. Ich persönlich beurteile die Forderung, dass
eine glaubhafte Erdexpansions-Theorie zuerst die physikalischen Eigenschaften der
Materie erklären muss, nur als eine bremsende Überlast die von den
Expansionisten erwartet wird, welche aber von den fordernden Personen, im Bezug
auf ihr strömendes Magma im Mantel, selber nicht erfüllt werden kann. Diese
Forderung dient, meines Erachtens, zur Ablenkung vom „tektonischen“ Denken. Ich
beschränke mich absichtlich auf tektonische Phänomene, welche sich uns
oberflächlich als erfassbare Strukturen darbieten. Genau so wie die Astronomie
des Nikolas Kopernikus reine strukturelle oder „tektonische“ Astronomie war,
und wie diese die Substanz des Universums nicht zu berühren wusste, so dürfte
es auch heute möglich sein, die Eredexpansion zuerst einmal tektonisch zu
erfassen.
Unter den tektonischen Erdexpansions-Theorien
gibt es widerum verschiedene hypothetische Lokalisierungen für die
Ur-Kontinente. Diese Verschiedenheiten beziehen sich meistens auf die
Kontinente Australien und Antarktis. Erdexpansionisten die sich noch im
Rückenwind von Wegener befinden projektieren auf ihren reduzierten Globen meist
das Australien in den Nord-Pazifik hinein und die Antarktis in den Süd-Pazifik.
Die Rundung der Antarktis, weil sie eben mal annähernd „rund“ ist, versuchen
sie in der Bucht von Australien unterzubringen.
Dieser heutzutage „fast etablierten“ Lösung
kann ich allerdings nicht zustimmen, weil, erstens, die Rundung der Antarktis
fuer die australische Bucht zu gross ist und, zweitens, weil fuer die
Wegenerische Zusammenfügung, im Paleozän und im Eozän, keine kontinentalen
Einheiten mit zäh-zusammenhängenden Unterlagen zugegen gewesen wären, welche
mit irgend einem Anhalt diese beiden Kontinente hätten auseinander reiβen
können. Unsere Kontinente wurden nicht als freie Vagabunden irgendwie zum
Wandern geboren, so wie Wegener mit wenig Wissen über Ozeanböden sich diese
noch vorstellte -- oder wie viele Mitläufer der heutigen Plattentektonik sie
immer noch gerne in ihren Pangäa-Puzzles herumbewegen wollen. Es ist eher
so, dass auf der expandierenden Sphäre die Ränder der noch
schlafenden Kontinente, unten an der Erdkruste, schon während der
vorkambrischen Periode durch die Erdausdehnung vorgeschwächt wurden. Um
horizontales Reiβen auf der expandierenden Sphäre zu bekommen, mussten
zäh-zusammenhängende Unterschichten besiegt werden.
Meine hier angebotene Theorie versucht die
Antarktis, mit ihrer ganzen tektonischen Platte, aus dem Pazifik her
abzuleiten. Dazu wird auch eine ursprüngliche Verbindung zwischen dem Kap von
Südamerika und der Bucht von Australien postuliert. Die jetztzeitigen
Zusammenhänge der Kontinente im Norden und ihre erweiteten Abstände im Süden,
samt der magnetisch begründeten Datierung von Ozeanböden im Pazifik und im
südlichen Ozean, den Randmeeren Ost-Asiens entlang, sowie im östlichen Indik,
weisen zusammen auf das hier dargebotene Ergebnis hin.
Was die grossen kontinentalen Rand-Gebirge
anbetrifft, so hat die populäre Plattentektonik immer versucht deren Hochhebung
mit ihrer mutmasslichen Subduktion von Ozeanböden zu erklären. Mit einer
handvoll Kitt und einem Gummi-Ballon -- welche beide als Prüfkörper gedacht
sind -- werde ich die Entstehung der Gebirge den Kontinental-Rändern entlang
vorführen, mit Hilfe von sphärischer Ausdehnung und ohne Subduktion.
Erster
Teil
An der populären Platten-Tektonik vorbei
zur Hochhebung der Berge
Die Geschehnisse von denen hier berichtet
wird übertreffen alle Geschichten, die wir in den letzten Jahrzehnten über
Meteoreinschläge auf unserem Planeten oder über andere Naturkatastrofen aus der
Vorzeit gelesen haben mögen. Das Aufreissen der Ozeane zwischen unseren
Kontinenten, das Aufsteigen der Gebirge und der große Bruch des aus Kontinenten
bestehenden Erdgürtels während des Eozäns sind schöpferische Ereignisse, die in
den Dehnungsspuren der Erdkruste nachgelesen werden können. Und das alles kann
erklärt werden ohne die riskante Subduktions-Hypothese der populären
Platten-Tektonik, mit ihren Magmakreisläufen im Mantel, bemühen zu müssen.
Wenn im Jahre 1979 ein nach Pangäa hin
orientierter Paläontologe mich dazu herausforderte meinen ersten Paläo-globus
zu konstruieren, da wußte ich noch nichts über Alfred Wegener -- auch noch
nichts über die Tatsache, dass verschiedene Leute schon vor mir solche
Erdmodelle angefertigt haben. Paläomodelle vom Planeten Erde wurden produziert,
haupsächlich um die Möglichkeit zu erforschen, ob die Konturen der Kontinente
über dem Atlantik “draußen” eventuell auch noch zueinander passen.
Die parallelen Konturen des Atlantik wurden
schon im Jahre 1596 von dem Kartenzeichner Abraham Ortelius bemerkt. Die
Möglichkeit besteht, dass schon dieser Mann vom Herstellen eines Paläoglobus
geträumt hat. Doch natürlich waren seine Karten noch nicht gut genug für solch
ein Unternehmen.
Paläogloben stellen nicht die einzigen Mittel
dar mit denen man für die Ausdehnung unseres Planeten argumentieren
kann. Für jedes Argument gibt es Sachverhalte die von der Opposition
her definiert werden. Meine Gegenüberstehenden oder Andersdenkenden sind
überzeugt, dass es tektonische Platten gibt. Ich bin das auch und darüber
hinaus benutze ich empirische Daten, die von eifrigen Platten-Tektonikern
gesammelt wurden. Diese Leute glauben auch, dass es Dehnspalten gibt, die dem
sich ausweitenden Ozeanboden entlang laufen. Ich glaube auch dies, obwohl ich
nebenan davon überzeugt bin, dass sich die Ozeane besser verstehen ließen, wenn
man ihre Böden positiv, als Ankrustungen wachsender Kontinente, bewerten würde.
Zudem würden die meisten der Gegenüber-stehenden gerne auf einem ewig festen
Planeten wohnen. Ich würde dies auch bevorzugen. Doch leider ist es nicht in meiner
Macht solch einen Wunsch zu erfüllen. Die Erde tut eben was die Erde tut. Die
Platten-Tektoniker arbeiten im Schatten von Alfred Wegener, und Wegener
arbeitete unter einem Schatten worüber weder er noch seine Nachfolger genügend
nachgedacht haben.
Die
Kontinente dem Alfred Wegener gemäß
Alfred Wegener hat im Jahre 1915 erstmals
sein Buch über Die Entstehung der Kontinente und Ozeane veröffentlicht.
Darin hat er dargelegt, wie die Kontinente aus ihrem Pangäa-Zusammensein
hervor- und auseinandergingen. Seine Gedanken prallten auf allgemeinen
Widerstand; doch mit der Zeit wurde die Möglichkeit, dass Kontinente wandern,
allgemein gebilligt.
Wenn dann, seit dem Zweiten Weltkrieg, die
amerikanische Initiative alle Ozeane der Welt zu erforschen zu überraschenden
Entdeckungen führte, da haben die seefahrenden Erdwissenschaftler auf die
Theorie von Alfred Wegener zurückgegriffen. Sie verbanden seine Annahmen über
“wandernde Kontinente” mit ihren neuen Entdeckungen betreffs tektonischer
Platten, weltweiten Dehnspalten und symmetrisch-magnetischen Streifen samt
Chronologie. Sie gaben dieser Kombination einen Zusammenhalt, indem sie noch
die Unterschiebung von Ozeanböden zusammen mit Konvektionsströmungen im Mantel
hinzufügten. In der Begeisterung über die neuen Entdeckungen schwelgend und
unter der Ägide der Natur-wissenschaften stehend, merkte man im Allgemeinen
nicht, wie Wegener selbst, sowie seine neu-zeitigen Anhänger noch unter einer
Wolke alter Mythologie sich abmühten.
Natürlich beweist dieses Faktum an sich
nicht, dass sie alle falsch dran sind. Sicherlich enthält die alte Mythologie
manches Richtige. Doch dürfte diese Erkenntnis ein Anlaß zur vorsichtigen
historischen Überprüfung des Stoffes sein.
Es sind zwei mythische Konzepte, die im
Schatten von Alfred Wegener den Studierenden der Platten-Tektonik immer noch
zum Verhängnis werden. Zum ersten ist da das “zentralgelegene Land” vom
Weltmeer umgeben, und zweitens gibt es da noch das “Meer in der Mitte.” Wegener
lebte unter dem Einfluß von Beiden.
Alte mesopotamische Landbewohner sahen ihr
All-Land (Pangäa) als zentral gelegen an. Es wurde von Flüssen bewässert und
war umrandet vom grenzenlosen und meist unbekannten Weltmeer.
Die Heimatländer der Handelsleute, die das
Mittelmeer durchkreutzten und sich an dessen Küsten klammerten, waren alle
schön um dieses Zentrum herum gelegen. Ihr “mittleres Meer” ersetzte die
Zentralität der Flüsse Euphrat, Tigris und Nil. Weiter außerhalb in dieser
Geografie, hinter den ihnen bekannten Ländern, glaubte man immer noch umrandet
zu sein vom Weltmeer des nah-östlichen Altertums. Das gesammte geografische
Modell, zusammengestellt vom umrandenden Weltmeer und dem Meer-der-Mitte, wurde
im westlichen Bewußtsein zu einem etablierten Urbild.
Als Alfred Wegener die sich anpassenden Küstenlinien
des Atlantik ansah, brachte er in seinem modernen Weltmodell all die Lande
zurück, die von ihrer Ur-Einheit “Pangäa” aus abgewandert zu sein schienen. Die
Vorstellung von Wegener, von einem All-Land “Pangäa” war nicht unbedingt eine
schlechte Idee. Wenn es nicht von Anfang an von dem halbmythischen Weltmeer
“Panthalassa” umschwemmt worden wäre, hätte dieses Konzept eventuell noch
anständig verbessert werden können. Für den westlichen Kopf von Wegener
bedeutete das aber, dass die Küstenlinien nur dem zentralen Meer entlang passen
mussten -- und, was Pangäa anbetrifft, so war dieses Meer der Atlantik. An
ihren Außenseiten war es dann den Kontinenten erlaubt, frei in das Weite und
Unbekannte hinaus zu schwappeln. Der Zufall, dass die Küstenlinien des
Atlantik viel leichter als in anderen Meeren einander angepasst werden können,
schien die mythologische Dimension von Wegener zu bestätigen.
Heutzutage wird das Faktum von
Pangäa-orientierter Meeresausdehnung im Lehren über die Platten-Tektonik
zumeist mit den leicht-anzupassenden Küstenlinien des Atlantik vorgeführt. Um
dieses Vorteils willen wird das Pangäa-Konzept uns wohl auf lange Zeit
begleiten. Es kommt noch hinzu, dass manche subduktions-orientierte
Wissenschaftler noch immer vom “Mittleren Meer Gespenst” verfolgt werden.
Innerhalb Pangäa genehmigen sie für den Atlantik eine Sonderstellung, nämlich
eine Ausnahme vom Naturgesetz, das die postulierte Subduktion von Meeresböden
in anderen Ozeanen erfordert. Im Atlantik finden sich fast gar keine tiefen
Meeresgräben. Diesem Ozean ist es deshalb vorerst erlaubt sich auszudehnen,
ohne dass er seine Böden in die Tiefe versenken muss!
Natürlich kann diese Ausnahme vom
mutmaßlichen Naturgesetz nicht einmal ein erstes Aufflackern von Vernunft
aushalten. Der neuen magnetischen Ozeanboden-Chronologie entsprechend findet
man auch im Indik und Pazifik ähnliche Mengen von Epoche-Streifen und -Flecken,
die seit der Jurazeit entstanden sind. Um einen gerichteten Vergleich zu
vermeiden, lässt man den ganzen Indik und Pazifik im Panthalassa und deren
Zauber aufgehen. Ein Weltmeer, das dem mythologischen Erbe von Wegener
nahesteht, durch die zentrale Gegenwart von Pangäa unterstützt, kann sicherlich
jede Menge von Ozeanböden verschlingen. Warum soll ein all-umfassendes Weltmeer
dies nicht können?
Die Funktion der tiefen Meeresgräben, als
Orte der Subduktion, hat keinen Platz in einer empirischen Wissenschaft. Diese
Annahme beruht lediglich auf der blinden Behauptung, dass tiefe Meeresgräben
keine einfache Erschütterungs- oder Dehnungs-Überbleibsel sein können.
Demgegenüber waren aber die Forscher von Anfang an überrascht, dass das
Sediment in den mutmaßlichen Subduktionsgräben ungestört und gleichen Alters
neben den umgebenden Flächen dalag. Es war nirgendwo eine Aufschiebung oder
Überschiebung zu finden. Dafür gab es aber Risse, die im Graben der Länge nach
liefen, als klares Anzeichen von kleinen Bewegungen in die “falsche” Richtung.
Eine riesige Fläche von Ozeanbodenkruste, welche zwei Drittel der ganzen
Erdkruste des Planeten entsprechen würde, hätte in diesen mutmaßlichen
Subduktionsgräben oder einfach „irgendwo“ in der großen Panthalassa spurlos
verschwinden müssen -- und das alles in weniger als 200 Millionen Jahren.
Es ist verständlich, dass jemand, der an
einen Subduktionsvorgang glauben möchte, dann an den mutmaßlichen
Subduktions-Zonen nach allen möglichen Spuren sucht. Abfallende Erdbeben-Zonen,
die sich unter die Meeresküsten neigen, sogenannte Benioff Zonen, wurden schon
für solche Beweise erwähnt. Doch die Expansionsreibung kann diese Zonen viel
leichter erklären. Die verschiedene Dicke, die zwischen kontinentaler und
ozeanischer Kruste besteht, bedeutet, dass der Grenze zwischen Land und tiefer
See entlang es nicht nur in Richtung Meer oben an der Kruste einen sich
neigenden Schelf geben muss, sondern auch einen entsprechenden Anstieg des
Mantels, ebenfalls in Richtung Meer, unterhalb der Kruste. Insofern muss unsere
postulierte Expansionsreibung dann notwendigerweise diese Steigung aufwärts
“rumpeln.” Und dadurch lassen sich tatsächlich alle Erdbeben in den sogenannten
Benioff-Zonen erklären.
Es gibt noch eine weitere Auswirkung des
Dehnungsvorgangs, welche zusätzliche Erdbeben in einer Benioff-Zone
zustandebringen kann. Die Expansionsreibung zwischen Mantel und der Unterseite
der Kruste tendiert zum Hochstülpen der Platten-Kanten, was ich früher einmal
mit „Flanschen“ bezeichnet habe. Diese Hochstülpungs-Tendenz steigert den
Anstiegswinkel des Mantels, so lange bis dann der entstandene Zwischenraum an
der Unterseite der Kruste -- der halben Antiklinale entlang -- mit intrusiven
Materialien ausgeglichen ist.
Auch prismen-förmige Aggregate (accretionary
prisms) wurden schon zu Übrigbleibseln der Subduktion erklärt. Im Jahre 1998
wanderte ich, zusammen mit einem Bus voll internationaler Erdwissenschaftler
der Küste von Japan entlang um die mutmaßlichen prismen-förmige Aggregate zu
besichtigen. Keiner der Teilnehmer konnte sich diese als
“Oberflächen-Aufschiebungen” eines Subduktionsvorgangs vorstellen, eines Vorgangs,
der angeblich im dreißig Kilometer entfernten Tiefgraben geschehen sein soll.
Neigungs-Variationen innerhalb dieser “Prismen” konnte man besser erklären mit
Magma-wulsten, die in der Tiefe nach Osten hin kriechen und welche dabei an der
Oberfläche die Erosions- und Depositionsneigungen laufend abgeändert haben -- also
wiederum die „Expansions-Reibung.“
Der Gedanke von einer Pangäa und einem
umrandenden Weltmeer wurde ursprünglich zu Gunsten der Vorstellung von einer
flachen Welt gepflegt. Aus diesem Grunde befähigt er jetzt die modernen
Pangäa-Bewohner, ihre Geografie-Kenntnisse leicht auf einer flachen Weltkarte
anzubringen. Dieser
Gedanke erlaubt ihnen dann, die Rückseite ihrer Sphäre zu vernachlässigen. Die
Annehmlichkeit einer zwei-dimensionalen Erdwissenschaft wird von vielen
Studierenden bevorzugt. Zum Andern aber, eine voll entwickelte
drei-dimensionale Denkweise, die sich zugleich auch frei in der vierten
Dimension “Zeit” bewegt, kann nicht so einfach ein Meer unter all den Andern
als “zentral” erwählen. Und sie kann auch nicht einfach alle schwierigen Fragen
in eine umgebende Panthalassa hinaus abschieben. Während die Theorie
von Wegener in einem einzigen Blickfeld dargestellt werden kann, mit einer
flachen Weltkarte, so wird meine Theorie verschiedene Perspektiven von
Halbkugeln erfordern.
Inzwischen sind aber auch solche Menschen,
die von der Erdausdehnung überzeugt sind, unter den Einfluß von alter
Mythologie geraten. Zum Beispiel hat sich die Göttin Tethys, die einst den
Ufern Griechenlands entlang verehrt wurde, unter fortschrittlichen
Erdexpansionisten als eine dauerhafte göttliche Herrin erwiesen. Nachdem der
berühmte Sprecher für die Erdexpansion, Warren S. Carey, auf seinem noch nicht
expandierten Erdmodell alle Meere hypothetisch auf Null reduziert hatte, hat
ihn die Tethys noch unter der Tarnung von “tethischer Abscherung” verfolgt.
Dies ist ein Konzept das ich für unnötig halte, gleich wie das frühere Modell
der “Panthalassa” des Alfred Wegener.
Die Modellierung und Hochhebung der Bergzüge
Immer wenn ich während einer Debatte die
Subduktions-Hypothese wegen Mangel an empirischen Beweisen verwerfe, dann wird
mir anstatt von Beweisen nur eine Vorwurfsfrage angeboten: “Wie anders läßt
sich denn die Hochhebung und das Vorhandensein von Bergzügen auf unseren
Kontinenten erklären?” In der Tat werde ich die Heraushebung und die
Gegenwart der Bergzüge nach ein paar kurzen Minuten erklären. Doch zuvor möchte
ich die Perspektive eines Pioniers der Platten-Tektonik anerkennen.
Im Mai 2002 fand in La Junta, Colorado, die
Konferenz über “Neue Konzepte der globalen Tektonik (NCGT)” statt. Unter den
Teilnehmern war ein emeritierter Professor der Geologie -- Robert G. Coleman --
hier rechts zu sehen, in einem Gespräch mit Professoren aus Rußland, Griechenland
und Deutschland. In seinen jungen Jahren besuchte er Deutschland wo er betreffs
Wegeners Aussagen über wandernde Kontinente so einiges erfahren hat. Während
seiner aktiven Jahre an der Stanford Universität hat er mitgeholfen die Theorie
der Platten-Tektonik in Amerika zu etablieren. Er brachte das Studium von
“Ophioliten” in den Vordergrund.
Unter dem Eindruck der großartigen Berge von
Colorado war es unmöglich eine unwichtige Frage zu stellen, wie es denn auch
dem Professor unmöglich war eine schlechte Antwort zu geben. Meine Frage zielte
auf den Punkt: “Was hat die Theorie der Platten-Tektonik über diese Berge zu
sagen?” Seine unverzügliche Antwort war: “Nichts.”
Überrascht, dass wir beide einverstanden
waren, fragte ich weiter: “Warum nichts?” Er antwortete: “Es gibt hier in der
Nähe keinen Ozean, wobei die Subduktion sich auswirken könnte.”
Klar und einfach gesagt, die Theorie der
heutigen Platten-Tektonik kann die Entstehung der Gebirgszüge weiter im Inland
nicht erklären. Ich persönlich würde dazu allerdings noch sagen, dass sie auch
betreffs den Strömungen im Mantel und der Subduktion von Ozeanböden, außerhalb
von solchen theoretischen Zeichnungen nichts vorzuzeigen hat. Auch die Vulkane
der Kaskaden, bei denen ich in Oregon wohne, kann sie nicht zu meiner
Befriedigung erklären. Es ist deshalb an der Zeit, den Vorgang der
Gebirgs-Modellierung an Hand eines einfachen Kitt-Scheiben Experiments auf
einem expandierenden Ballon vorzuführen.
Eine
Scheibe Kitt für einen Bretterwinkel
Vor etwa zehn Jahren sah ich mir zum ersten
Mal einen Lehrfilm an, der die Theorie der Platten-Tektonik illustrierte. Zwei
Bilder sind mir von dieser Anschauung her mit besonderem Eindruck geblieben.
Ich erinnere mich noch genau an die erwähnte Ozeanspalte, die einst, dem Ural
entlang, das ganze Eurasien aufgeteilt haben soll. Auch erinnere ich mich noch
an die weitwinkelige Zusammenfügung von zwei Brettern, die bezwecken sollte,
die Subduktion von Ozeanböden zu illustrieren. Ich möchte dieser
Herausforderung nun endlich einmal nachkommen und werde deshalb einen Klumpen
Fensterkitt diesem Bretterwinkel gegenüber auflegen.
Schon im Jahre 1979 habe ich Kontinente in
Form von Kitt-Scheiben auf einem expandierenden Ballon simuliert. Bereits
damals habe ich für die Erdausdehnung argumentiert und ich habe längsgerichtete
Spannungsfalten (Tensile Folding), hochgestülpte Plattenränder
(Flanschen) und ein relatives Expansionsreiben (relative Expansion
Flow) beobachtet. Ich habe auf Risse hingewiesen, die in der Erdkruste
unter präkambrischen Geosynklinalen sich gebildet haben müssen. Und ich schrieb
über Magma-Einpressung von unten her. Weil aber meine angeführten Konzepte in
offiziellen Fachbüchern nicht zu finden waren, hat sich niemand getraut, meine
Erkenntnisse zu verstehen, geschweige denn ensthaft zu berücksichtigen.
Zum Zweck dieser Abhandlung habe ich eine
Methode entwickelt, wobei ich nun die Unterseiten meiner
"kontinentalen" Fensterkitt-Scheiben als Prüfkörper vorlegen
und sichtbar machen kann. Ich habe einen Klumpen Kitt zu einer
Scheibe hingeknetet und einen Ballon aufgepumpt. Ein Equilibrium von
Sprödigkeit, Zähigkeit und Anklebefähigkeit musste dabei erzielt werden. Weil
ich aber keinen Einfluß auf die Glätte der Ballonoberfläche hatte und auch
keine Mittel hatte die Anziehungskraft der Erde zu simulieren, so konnte ich
nur noch die Klebrigkeit der Kitt-Scheibe versuchsweise abändern.
Es gab Hochstülpungen entlang der
Kontinentalränder, und wenn dann ein bedeutender Bruch an der Oberfläche
erschien, folgerte ich, dass eventuelle Risse unten an der Kitt-Scheibe größer
sein müssten. Es musste so sein, weil die Oberfläche eines expandierenden
Ballons sich verflacht. Ich bereitete eine Pfanne Gips für einen Überguss vor
und mit dessen Hilfe konnte ich dann die Kitt-Scheibe unberührt vom Ballon
abheben.
Bei wirklichen Vorgängen im Innern der Erde,
durch die relative Expansionsreibung, wären an der Unterseite der Kruste alle
Beulen und Öffnungen gleich mit Magma und metamorphisierten Gesteinen angefüllt
worden mit der gleichen Schnelle wie sie aufgerissen wurden.
Ich goss dann eine Stuck-Gipsmasse in die
erzielte Form. Oben am Abguß sind Spannungsfalten zu sehen, welche die
Anfangsform aller parallelen Gebirgszüge illustrieren. In Gegenden größerer
Spannungen wurden tiefe Spalten aufgerissen. Diese laufen alle dem Umriss der
Kitt-Scheibe parallel entlang. Die meisten Gebirgszüge auf den Kontinenten
unseres Planeten liegen auch so da. Der Herausforderung von seiten der
populären Platten Tektonik, und deren steif abgewinkelten Subduktion von
Ozeanböden, ist mit diesem einfachen tektonischen Kitt-und-Ballon Experiment
zur Genüge widerlegt.
Auf
diesem Versuchsmodell erhielt ich nur eine einzige Reihe von aufgerissenen
Spalten. Das war eine Beschränkung des Experiments. In wirklicher Geogeschichte
wären solche Spaltformen sogleich mit heißen Materialien angefüllt worden, zur
gleichen Zeit wie sie aufgerissen wurden. Langsam würden sie sich dann
abgekühlt haben und zäh erstarrt worden sein. Das bedeutet, dass
parallele Reihen von Spalten nebeneinander aufgerissen und angefüllt werden
konnten.
Eine Randbemerkung sollte noch erwähnt
werden, über ein Detail dieses Experiments. Ich habe mir alle Mühe gegeben, den
Kitt glatt und eben auf den Ballon aufzulegen. Doch an einer Stelle habe ich
absichtlich unten eine dünne Falte erlaubt, welche der Richtung um neunzig Grad
entgegen lief, in der ich die Hochstülpung erwartete. Ich wollte sehen, was mit
solch einer Gegenfalte geschieht.
Kein Spalt wurde quer durch diese Falte
gerissen. Aber dafür haben sich im rechten Winkel kleine Risse gebildet. Diese
Seitenrisse sind nicht als Kreuzungen entstanden, die sich gegenüberliegend
organisiert haben, sondern die Kruste wurde einfach der Probefalte entlang an
jeder Seite aufgerissen, wo immer auch die Spannung der Expansionsreibung den
Zusammenhangsfaktor der Kitt-Scheibe übertraf. Wir haben hier einen klaren Fall
von Reiss-Verschiebungen, von gleicher Art wie sie im Ozean den Dehnspalten und
Rissen entlang zu sehen sind. Solche Verschiebungs- und Umwandlungsrisse
entstehen, weil die Erdkruste bei allgemeiner Erdausdehnung nach allen
Richtungen hin auf einmal gezogen wird. Inzwischen brechen die Spalten aber
zufälligerweise auf, wo immer und wann immer die Spannung zum Aufreissen
reicht. Weil die Meeresböden dünner als die Kontinentalplatten sind, brechen
derartige Verschiebungsrisse dort leichter als bei den dickeren Kontinenten bis
zur Oberfläche durch.
Ein weiteres Experiment hat zu einem
unerwarteten Ergebnis geführt. Mein derzeitiges Quantum von Kitt war zu
trocken. Die Scheibe saß und schliff auf der Gummifläche, als ob die
Expansionsreibung keine Rolle spielte. Es schien, als ob dieses Experiment
keinen Gipsüberguss verdiente. Jedoch, wissenschaftliche Gewohnheit war
entscheidend und
das Experiment wurde zu Ende geführt. Ich erhielt eine Miniatur-Landschaft,
die mit „Granitkuppeln“ bedeckt ist. Ich erkannte diese Landschaft
sogleich wieder, da ich sie schon in Afrika gesehen habe.
Von
Baby-Bergen bis hin zu greisen Bergzügen
Beweise für eine Widerlegung der
Subduktions-orientierten Platten-Tektonik sind mir während der gleichen
Lehrfahrt in Colorado wiederholt vor die Augen gekommen. Dreißig Jahre früher
schon, als ich die Bergzüge der Mojave Wüste und des Großen Basin überquerte,
habe ich deren Ursprung als heiße Einpressungen von unten her durchdacht. Bis
ich dann in Kalifornien einfuhr, vermutete ich „Baby-Rocky-Mountains“ unter der
Schwulst der Hochebene des östlichen Colorado.
Neben dem Colorado Highway 10 sah ich meine
ersten Baby Rocky Mountains, elf Meilen nord-östlich von Walsenburg und einen
zweiten Durchbruch beim acht-und-zwanzigsten Meilenpfosten derselben Straße
entlang. Diese jungen Eruptivgipfel von unterirdischen Gebirgszügen sind als Klapperschlangen
Butten bekannt und sind heute noch leicht zu übersehen. Neben ihnen breiten
sich noch weite Strecken von geologisch alten Überlagerungs-
und Ablagerungsschichten aus, welche derzeit schneller als diese jungen
Bergspitzen erodiert werden.
Die Verwitterungs-Produkte werden hier von
Flüssen nach Osten abgeschwemmt, und sie tragen dazu bei, dass die Erdschichten
im mittleren Westen durch die anwachsende Überlagerung hier und dort ein wenig
tiefer gedrückt werden. Dieser Kreislauf übt dann wiederum einen zunehmend
tiefen Druck nach Westen hin aus, unterhalb Colorado, und diese niederen
Berggipfel sind somit zum Aufsteigen bestimmt. Mit der Zeit werden sie mehr und
mehr freigelegt und die Erosion wird sie zur besseren Anschau abbürsten.
Es ist aber die klimatische Erosion nicht der
Hauptmotor für die Entstehung und Hochhebung der Gebirge. Die Erdausdehnung
selber ist dieser Motor. Die Energie und das Material zur Gebirgsbildung kommt
von unterhalb der spröden Erdkruste. Dort werden die Berge vor-modelliert. Weil
der Planet sich dehnt, müssen die mittleren Gebiete der Kontinente sich senken
und sich der neuen Wölbung anpassen. Und bei dieser Senkung bringen sie zentral
gelegene Ebenen zustande, welche manche Erd-Wissenschaftler „Kratone” nennen.
Unten,
wo der Erdmantel und die Erdkruste eine zähe halbflüssige Polsterschicht
miteinander teilen, da wird von der Mitte der kontinentalen Krusten aus
überschüssiges Magma seitwärts abgequetscht, nach außen hin. Von unter dem
flacher werdenden Kontinentalschild, nach außen kriechend, kann der Magmadruck
die weiter außen liegenden Ebenen hochheben und zu Hochebenen promovieren.
Danach wird gelegentlich die spröde Kruste der langen Aufwölbung entlang
versagen müssen, weil sie den zunehmenden Druck von unten her nicht mehr
aushalten kann. Alte, vormodellierte und zackige Bergrücken brechen langsam
hervor und steigen höher. Sie werden von unten her hydraulisch hochgehoben, von
ihrer eigenen, jugendlich heißen, schwerfällig kriechenden „Nachkommenschaft”
geschoben und gehoben.
Die Vorgänge der Magma-Einführung von unten
her und die Hochhebung zur Erosion sind sehr schön in Colorado dargelegt.
Markante Gesteinsgänge sind Beweise dafür, dass die Erd-Expansion immerfort
aufbrechende Spalten in der Erdkruste von unten her nachgefüllt hat.
Nachdem wir jetzt die niedrigsten Felsenberge
angeschaut und die nachträglich erfolgten kleineren Magma-Intrusionen
betrachtet haben, werden wir uns nunmehr zu den höchsten Alpengipfeln unseres
Planeten wenden. Die scheinbar zusammengewürfelte Geologie dieser Gebirgszüge
wurde schon von mehreren Generationen von Erdwissenschaftlern bearbeitet. Doch
die erstaunliche und komplizierte Vielfalt braucht uns nicht übermäßig zu
überraschen, nachdem man überdenkt wie sie entstanden ist. Die vielen Spalten
unten in der Erdkruste sind nicht alle zur gleichen Zeit aufgerissen und auch
nicht zur gleichen Zeit oder mit der gleichen Magmamasse ausgefüllt worden.
Natürlich, ehe wir der Alpenwirklichkeit
erlauben, uns zu überwältigen, sollten wir bedenken, dass die
Alters-Schichtungen im Ablagerungsgestein, im Ausbruchs- oder magmatischen -- bzw.
Erguss-Gestein -- ganz verschieden sind. Ablagen auf der Oberfläche wurden
bekanntlich eine Schichtung auf die andere hin deponiert. Wenn eine schwere
tektonische Umwälzung sie nicht überkippt, dann bleiben die unteren Schichten
die älteren und die oberen Schichten die jüngeren. Zudem sind sie sehr ungleich
auf der Oberfläche unseres Planeten verteilt.
An der Unterseite der Erdkruste geschehen
Erosion und Deposition in umgekehrter Weise. Heiß geschmolzene Schichten werden
an die Unterseite der Erdkruste angedrückt und von oben nach unten hin gekühlt,
während die Kruste sich verdickt. Jüngeres Magma kann assimiliertes Gestein aus
tiefen Ablagerungsschichten, sowie aus dem Mantel der darunter liegt, in sich
transportieren. Zusammen gelangen diese Materialien dann entweder aufwärts in
eine frische Spalte, oder sie bleiben unter älterem Gestein liegen, dem sie
dann hydraulisch zum Aufstieg verhelfen. Hydraulisches „Öl“ und geschmolzenes
Gestein sind in diesem Falle die gleiche Substanz.
Viele geo-wissenschaftliche Lehrbücher geben
den Eindruck, als ob die Alpenberge alle groß aufgestiegen sind, um dann ihre
typischen Formen ausschließlich als ein Resultat vom Klima und der Erosion zu
erhalten. Die meisten der hohen Alpengipfel findet man heute mit Schnee und Eis
bedeckt. Daher wird ihre Gestaltung meistens den Gletschern zugeschrieben. Und
wirklich, die Beiträge der Gletscher zur alpinen Kosmetik sind erheblich. Doch
im Ernst! Haben diese langen Gebirgszüge ihre Rücken, oder hat das Matterhorn
seine ragende Form, nur als ein Resultat von Wetter und Gletschern empfangen?
Hat Wasser alle die keilgeformten Täler zwischen den Bergrücken aus einem
festen Eruptivblock bis zum Bach hinunter ausgewaschen? Oder wurden die
Bergrücken schon vor ihrer Hochhebung im Groben vormodelliert? Ich bin geneigt,
aus tiefer Überzeugung das Letztere anzunehmen. Es scheint mir sehr
unwahrscheinlich, dass die Granitkuppeln von Zimbabwe je zu zackigen
Alpenbergen erodiert werden können, selbst wenn sie unter Bedingungen wie in
Grönland hochgehoben würden.
Es scheint, als ob viele
alpidische Gipfel der Welt schon während der späten vorkambrischen und der
frühen kambrischen Periode geformt worden sind. Hier ist eine Skizzenkarte von
vorkambrischen mobilen Berggürteln. Sie basiert auf einer Projektion von
Professor Harold Levin (The Earth Through Time, 1988). Dementsprechend
müßte die Erdausdehnung schon vor 500 Millionen Jahren, und somit schon lange
vor Eröffnung der tiefen Ozeane im Gange gewesen sein. Solche zackigen Gipfel
wurden an vielen Stellen der Erde hochgehoben, so wie in den Alpen, dem
Himalaya-Gebirge, und im Felsengebirge von Nordamerika.
Seit der Jurazeit haben die Kontinente ihre
Krusten mit zusätzlichen Gebiets-Streifen von Ozeanböden erweitert. Den
ozeanischen Dehnspalten entlang findet man deshalb eine weitere Generation von
mobilen Berggürteln, erzeugt und hochgehoben von den gleichen Vorgängen -- nämlich
gespannter Faltenbildung den Plattenrändern entlang, einer Tendenz zur
Hochstülpung der Plattenränder, und relative Expansionsreibung.
Die relative Expansionsreibung wird vom
Wachstum des Mantels erzeugt. Relativ zur Krustenkante steigert sie ihre
Geschwindigkeit von der Mitte eines Kontinenten nach außen hin -- und sie läßt
sich dabei einen Halb-Ozean anwachsen. Die äußersten Kanten solcher jungen
Umrandungen stülpen sich hoch als halbe Gebirgszüge. Die hochgestülpten
”Lippen“ der tektonischen Platten berühren sich so, von heißem Magma getragen.
Ihr leichter „Kuß“ umspannt die ganze Erde.
Wenn eine Spalte von unten her ganz durch die
Kruste hochgerissen wird und wenn eine große Kontinentalwölbung als Zubringer
daneben liegt, dann kann es geschehen, dass oben eine Lava-schwemme entsteht.
Beispiele davon wären die Deccan Traps in Indien und die
Idaho-Washington-Oregon Schwemme in Nord-America. Falls nur eine kleine Öffnung
entsteht, vielleicht an einer Stelle wo Risse aufeinander treffen, dann mag ein
Vulkan entstehen. Auf jeden Fall stürtzt aber die Kontinental-Kruste laufend in
sich zusammen und verschließt sich über den von unten her kommenden
keilförmigen Einbrüchen. Sie verhütet damit die meisten Ausbrüche an der
Oberfläche. Nach oben hin, in der Erdkruste, tendiert das Magma ja sowieso zur
Verdickung und Abkühlung.
Starke Erdbeben geschehen selten in der Mitte
eines Kontinental-Schildes oder eines “Kratons.” Aber sie passieren doch, wenn
ein spröder Teil der Erdkruste zusammenbricht und sich der verflachenden Wölbung
anpaßt. Solche inländische Erdbeben, solange sie in einem Kraton eingezwängt
bleiben, erzeugen häufig Über- und Unterschiebungen, welche sich mit der Zeit
auf viele Kilometer erstrecken können. Petroleum-Ingineure im amerikanischen
Mittleren Westen müssen öfters durch die gleiche Schichte zweimal bohren. Die
Expansions-Tektonik kann diese Doppelschichten ziemlich leicht erklären.
In meinem Büchlein aus dem Jahre 1999, Planet
Earth Expanding and the Eocene Tectonic Event, habe ich das 1964er
Erdbeben in Alaska und die New Madrid Erdbeben in Missouri, 1811-1812, als
Beispiele vom Zusammenfall der Kontinental-Wölbung erklärt. Die Bewegung in
Alaska hat die Kante des Kontinenten nach außen rutschen lassen -- über den
niedriger liegenden Ozeanboden hinweg. Das New Madrid Ereignis am Missisippi
hat Über- und Unterschiebungen von Gesteinschichten zuwege gebracht. Die
übereinander gestoßenen Schichten haben die Landfläche erhöht und die Strömung
des Flusses eine Zeitlang angestaut. Die große kontinentale Fläche, die den New
Madrid Herd umgibt, nebst ihrer Größe, ist noch durch Gebirgszüge dem Umriss
des Kontinenten entlang verstärkt. Und die großen Flächen mit Verstärkungen
verhindern dann eine Überlappung des Meeresufers, nach der Art, wie es bei der
smaleren Breite in Alaska geschah.
Der erste Teil dieser Abhandlung kann nun mit
einer kleinen Rätselfrage zusammengefasst werden: Wie waren ein Gebirgszug und
ein Ozean am Anfang ihrer tektonischen Entwicklungs-geschichte voneinander zu
unterscheiden? Die Antwort lautet: Sie waren am Anfang überhaupt nicht
unterscheidbar, weil sie beide aus gleichen Rissen an der Unterseite der
Erdkruste entlang entstanden sind. Ihre späteren Verschiedenheiten sind von
örtlichen Dehn-geschwindigkeiten im Mantel und von örtlichen physikalischen
Eigenheiten in der Kruste her zu erklären.
Zweiter
Teil
Ausweitende Ozeane und Wachsende
Kontinente
Konstukteure
von Paläo-Globen haben gewöhnlich, der Einfachheit wegen, das „Konto“ von
vorhandenen Flächen-Einheiten bevorzugt. Ich selber bin aber zu der Überzeugung
gekommen, dass ein „Konto der sich laufend anpassenden Spannungen“ von gleicher
Wichtigkeit ist. Ich möchte deshalb die zweite Hälfte meiner Abhandlung, über
Ozeane und Kontinente, mit einer Hervorhebung von asthenosphärischen Spannungen
und kontinentalen Zusammenhängen beginnen. Wenn dann eine Übersicht über
Spannungsrichtungen einmal vorliegt, verbildlicht als drei Riemen die während
des Eozäns zu einem einfachen Gürtel reduziert wurden, dann ordnen sich die
Teil-argumente und die vorhandenen Erdflächen von selber ein.
Drei Riemen und ein Gürtel
Als die Kruste unseres Planeten während der
Jurazeit ernsthaft aufzureissen begann, da erschienen Risse, die sich später
zum Pazifik, Atlantik, und Indik sich ausweiteten. Diese ersten Risse befanden
sich innerhalb eines breiten Streifens, der am Äquator entlang rund um die Erde
verlief. Das
mag bedeuten, dass unser Planet schon seit langer Zeit eine an den Polen
abgeplattete Sphäre darstellte und dass die ersten größten Dehnungs-Risse
deshalb einem Äquator entlang aufplatzten. Die größeren Risse erschienen etwas
unterhalb der Mitte und verlängerten sich dem gegenwärtigen Süden zu. Als Meere
vereinigten sie sich schließlich im Süden, und dort weiteten sie miteinander
die Meeresflächen der südlichen Halbkugel aus.
Als unsere Ozeane noch jung und auf sich
selber bezogen waren -- das heißt, während der Jurazeit ehe Afrika, Südamerika
und Australien voneinander abgetrennt wurden -- da bestand die aufgerissene
Kruste unseres expandierenden Planeten aus drei Krusten-Streifen, welche wie
drei Riemen im Norden und im Süden noch aneinander hingen. Alle drei dieser
Kontinentalstreifen wurden schon während der Jurazeit ihrer Mitte entlang stark
auseinander gezogen. Große Streckzonen entstanden deshalb dem Mittel-Meer
entlang, in Mittelamerika und in Austral-Asien. Ein jüngeres Gebiet starker
Zerstreckung enstand in der Arktis. Einer der drei kontinentalen
Riemen-Streifen verlief von der Arktis über Nordamerika nach Süd-Amerika, der nächste
von der Arktis über Eurasien nach Australien hin, und der dritte von der Arktis
über Eurasien nach Afrika. Alle drei Kontinentalstreifen sind heute noch im
Norden miteinander verbunden, sie wurden aber im Süden auseinander gebrochen.
Heute sieht man alle drei Streifen frei und lose der südlichen Halbkugel
entlang hinunter baumeln.
Weil die drei Riemen-Streifen im Süden zuerst
voneinander abrissen, und weil durch ihr Brechen die Dehnspannungen in den
andern Streckzonen aufgelockert wurden, brauchten sie im Norden nicht ganz so
schnell auseinander reissen. Die Spitze Südamerikas saß bis zum Eozän in der
Bucht Australiens. Diese zwei südlichen Kontinente trennten sich vor etwa 43
Millionen Jahren, als der aus vier Kontinenten bestehende Weltgürtel im Süden
zerbrach.
Die grossen Halbkugeln zeigen kontinentale Zusammenhänge
im Norden und Trennung im Süden.
Die kleineren jurassischen Halbkugeln zeigen die Anfänge
der tiefen Ozeane.
Gegen Ende der Unteren Kreidezeit riss der
Afrika-Riemen der Zehe von Südamerika entlang ab. Dieses Geschehen ist von zwei
Resultaten gekennzeichnet. Erstens verließ das Kap von Afrika die
Zehe Südamerikas, und zweitens endeten damit die Ausdehnungen im Schwarzen Meer
und im Mittelmeer. Von diesem Zeitpunkt an wurde Afrika nicht weiter nach Süden
hin gezogen. Es ist anzunehmen, dass das Mittelmeer bei der Entspannung, vom
Bruch her, ein wenig verschmälert wurde, und dass Spannungen bis ins südliche
Europa hinein nachgelassen haben. Diese Linderung stimulierte die Hochhebung
der Alpen, aber nicht etwa durch einen Zusammenstoß oder eine Unterschiebung
von Afrika her, sondern durch Magma, das vom Norden her in die Auflockerung
eingedrückt werden konnte.
Die verbliebenen Kontinentalstreifen -- nämlich,
die beiden Amerika, samt Asien bis hinunter nach Australien -- hielten noch bis
in das Eozän aneinander fest. Wie ein Gürtel umspannten diese vier Kontinente
die Fläche der Antarktis und des Pazifik und somit den ganzen sich ausdehnenden
Planeten. Die Spannung an diesem einfachen Gürtel wurde bis zum Eozän
hin gesteigert. Südamerika wurde dabei von Australien her in die Länge gezogen,
so lange, bis diese beiden Kontinente schließlich auseinander brachen. Heute,
beinahe 43 Millionen Jahre später, ist Südamerika immer noch 400 Kilometer
länger als es früher im Zusammenhang mit Afrika zu sein brauchte.
Es ist bemerkenswert, dass der
Bruch zwischen Australien und Südamerika im Eozän eigentlich nur eine
Fortsetzung vom früheren Bruch in der Kreidezeit darstellt. Der Riss lief am
gleichen Platz weiter. Das bedeutet, dass die beiden Brüche zusammen
eine sehr tiefe Spalte aufgerissen haben, welche sich zum ganzen südlichen
Ozean ausgeweitet hat. Dieser Riss hat die Asthenosphäre wohl bis in den Mantel
hinein erregt.
Natürlich bezieht sich das Gerede über einen
„Riss“ in diesem Zusammenhang nur auf eine „oberflächliche“ Perspektive. Die
tiefgerissene Spalte kann auch positiv als örtlich gesteigertes Wachstum der
Erdexpansion bewertet werden. Zudem wurde dieses ganze aufgerissene Gebiet zu
einer neuen Heimat für den „erstgeborenen“ Kontinent unseres Planeten, nämlich
für die runde Antarktis, welche dann langsam drehend sich in den weitenden Riss
hineinlehnte.
Während wir früher unsere Paläo-Globen in der
Hoffnung konstruierten, unsere kontinentalen Umrisse mit genaueren
Schelf-Schätzungen zu verbessern, so haben wir jetzt mehrfach verbesserte
topografische Karten von allen Ozeanböden zur Verfügung. Seit 1988 haben wir
auch den UNESCO Geological World Atlas, mit Karten von
Ozeanböden, die auf magnetisch charakterisierten Streifen und
Magnet-Umkehrungen basiert sind. Während nicht alles auf diesen Karten perfekt
sein mag oder frei von gewagten Projektionen, so sind doch zahlreiche
Magnet-Streifen angebohrt, gebaggert und datiert worden. Jetzt haben wir eine
Reihenfolge von Isochronen, eine Serie von Stufen, die vom jurassischen Globus
mit einem Alter von etwa 180 Millionen Jahren, bis hin zu unserem heutigen
Globus und der gegenwärtigen Größe der Ozeane reichen. Das ist ein Traum, der
für einen wissenschaftlichen Illustrator jetzt Wirklichkeit wurde.
Mit Hilfe der Isochronenkarten ist es jetzt
möglich, theorethisch, jeden Ozean anzufassen und zu seiner Größe in der
Jurazeit zu reduzieren. Diese Methode funktioniert gut über den ganzen Atlantik
hin. Doch sobald man versucht, die anderen Ozeane auch so zu reduzieren, dann
bleibt man gewöhnlich im Oligozän oder Eozän stecken. Wer nicht rückwärts gehen
kann muss vorwärts gehen. Doch vorwärts von wo aus? Alle frühen
Start-Positionen sind notwendigerweise hypothetisch. Wenn man die Kontinente
auf einem Globus von gut der Hälfte seines jetzigen Durchmessers wieder
zusammenstellt, und wenn man bestimmte verstreckte Gebiete vernünftig
einschätzt, dann können alle Kontinente und ihre Schelfe untergebracht werden.
Das eozänische Ereignis im Indik
Nach einigem Zögern, im Jahre 1979, habe ich
den Schluß gezogen, dass die Spitze von Südamerika aus der Bucht von Australien
gekommen sein muss. Das bedeutet dann auch, dass der Kontinent Antarktis ein
Eindringling in seinem jetzigen Gebiet ist.
Der Indische Ozean enhält einen wichtigen
Schlüssel zum Entziffern des eozänischen Rätsels. Jedoch, ehe man diesen
Schlüssel erkennen kann, muss die Unmöglichkeit des Wegener, betreffs der
Wanderung Indiens, aus dem Wege geräumt werden. Während Indien früher einmal
näher an Arabien und an Afrika hinreichte als jetzt, so war es jedoch nie
weiter von Asien enfernt als es jetzt ist. Den neuen Isochronenkarten
entsprechend ist während der Jurazeit und der Unteren Kreidezeit nichts
großartiges im Indischen Ozean passiert. Es ist aber während der Oberen
Kreidezeit die große Insel Madagaskar nach Süden gerutscht -- oder sollen wir
lieber sagen, dass sie von einem tendentiven Leerraum im Süden eingeladen
wurde? Dieser Leerraum ist dadurch enstanden, weil sich die Ozeane im Süden
viel schneller als im Norden ausgeweitet haben. Die kleine Madagaskar-Platte
konnte nach Süden rutschen, weil Kontinentalplatten allgemein ihren
Abtrennungskanten und Dehnspalten entlang in vorgetrennter Bereitschaft zum
Rutschen stehen.
Die Abriss-Spalten auf beiden Seiten von
Madagaskar verliefen in die gleiche allgemeine Richtung, wo man heute im Westen
noch die Große Afrikanische Dehnspalte findet, und wo wir im Osten noch die
Narbe des Ninety-East-Ridge haben. Möglicherweise hat auch schon die Abtrennung
Afrikas von Südamerika dieser Insel einen ersten Ruck zur Bewegung gegeben.
Während Afrika nach dessen Abtrennung sich leicht nach Norden zog, so brauchte
Madagaskar nur stationär bleiben um, relatif gesehen, auf dem Weg nach Süden zu
sein. Als ein Endergebnis vom Abwandern dieser Insel sind wahrscheinlich auch
noch manche jurassische Bodenflächen an ihren Rändern entlang zerstört worden.
Natürlich sind in dieser Abhandlung alle
Hinweise auf die Himmelsrichtungen -- Osten, Westen, Norden oder Süden -- im
Bezug auf den gegenwärtigen Globus zu verstehen. Ich möchte noch nicht viel
über die Örtlichkeit der Pole oder des Äquators während der früheren Epochen
aussagen.
Die paläozänischen und eozänischen Böden im
Indik zeigen, dass die ganze Kontinentalmasse von Austral-Asien, nach Osten hin
und weg von der Ninety-East-Ridge, abgebogen wurde. Das eozänische Dreieck, in
der nordöstlichen Ecke des Indik, erlaubt keine andere Möglichkeit. Der
Tephro-Chronologie entsprechend könnte diese Ostwärtsabbiegung vor etwa 42,7
Millionen Jahren geschehen sein. Dieses Datum von 42,7 Millionen Jahren wurde
von der Tephro-Chronologie her einer großen tektonischen Aufwälzung am
Ninety-East-Ridge entlang zugeschrieben.
(Siehe Jonathan Dehn, <http://www.aist.go.jp/GSJ/~jdehn/research/diss.htm>. Die
Kontinental-Kante, welche die Ninety-East-Ridge Narbe, die längste gerade Linie
auf dem Globus, hinterließ, konnte ursprünglich nur durch eine nord-südliche
Streckung gerade gezogen worden sein. Während die austral-asiatische
Kontinental-Einheit dann gegen Osten abgebogen wurde, stellte die west-östliche
paläozänische Dehnspalte ihre weichen Kanten zur Verfügung. Dieser Dehnspalte
entlang waren alle älteren südlichen Meeresböden, bis hinauf zum Paläozän -- der
Mantelausdehnung entsprechend -- miteinander nach Nordosten hin abgezogen. Auf
einer Skizzenkarte bringen wir etliche von diesen wieder an ihren vorherigen
Ort zurück.
Die gewinkelten Schichten aus der Kreidezeit
scheinen hier zerbrochen und in einander geschoben zu sein, zu sehr, um jetzt
ganz bereinigt werden zu können. Wir werden eben diesen Zustand im Gedächtnis
behalten und Australien ganz grob an seinen früheren Platz zurückholen. Von
der anderen Seite des Globus her bringen wir die Spitze von Südamerika zurück
in die Bucht von Australien. Damit haben wir dann den erdumfangenden Gürtel,
aus vier Kontinenten bestehend, wieder rekonstruiert.
Die pazifische Rundung hatte sich im Laufe
der Zeit derart ausgedehnt, bis der zusammenhängende Gürtel von vier
Kontinenten [Australien, Asien, Nordamerika und Süd-amerika] zu einem großen
Kreis um den Planeten herum ausgestreckt wurde. In diesem hoffnungslos
gestreckten Zustand war der Gürtel früher oder später zum Abreissen bestimmt.
Das weltweite eozänische Ereignis wurde ausgelöst, als endlich Australien und
Südamerika auseinander schnalzten (sich los-schnellten oder unter
Spannung abrissen).
Die Flachheit einer Karte eignet sich
schlecht, um die Dynamik der sich ausdehnenden Sphäre zu illustrieren. Indem
wir uns jetzt einem etwaigen paläozänischen Globus zuwenden, sind wir in der
Lage, das eozänische Ereignis uns vom Indik her anzusehen. Als Australien die
Spitze von Südamerika losließ, da kam das eozänische Ereignis im Indischen Ozean
in vollen Gang. Die Antarktisplatte schwang langsam in den Indik, von unten
her. Die Fortsetzung vom Oligozän bis zum gegenwärtigen Globus geschah als eine
mehr oder weniger gleichmäßige Ausdehnung. Achten Sie an diesem Punkt bitte auf
die notwendige Lockerung in Ostasien, die auf Grund des Auseinander-Schnalzens
im Süden geschieht. Sie wird den Stoff für unseren nächsten Abschnitt liefern.
Während ich nun innerhalb einer Minute die
Entwicklung im Indik abspiele, werde ich nur die Namen der
entsprechenden Epochen nennen: Jurazeit, Untere Kreidezeit, Obere Kreidezeit,
Paläozän, Eozän, und Oligozän bis hin zur Jetztzeit.
Das
eozänische Ereignis den Randmeeren Asiens entlang
Nun bringen wir unsere Kamera über den
nordöstlichen Pazifik und schauen gegen Westen. In weit-winkeliger Sicht sehen
wir die Randmeere Ostasiens, die sich vom philippinischen Meer bis zur Bering
See im Norden hinstrecken. Diese ganze Breite wurde vom eozänischen Ereignis
total verändert. Alle ostasiatischen Randmeere, vom philippinischen Meer bis
hinauf zur Bering See, wurden während des Eozäns auseinander gezogen.
Das philippinische Meer wurde schon während
des Paläozäns eröffnet. Ein Band von paläozänischem Meeresboden erschien hinter
dem Bogen aus dem die Marianen-Inseln entstanden. Dann, während dem Eozän,
wurde dieses Band im philippinischen Meer von einer nach Nordwesten laufenden
Dehnspalte aufgeteilt.
Der große Rückzug des ostasiatischen
Festlandes wurde vom Bruch des aus vier Kontinenten bestehenden Erdgürtels
ausgelöst. Als Australien von der Spitze Südamerikas abriss, wurde Ostasien von
der erd-umarmenden Spannung, die sich seit der Jurazeit immerfort verstärkt
hatte, befreit. Die Landmasse Asiens entspannte sich und zog sich nach
Nordwesten zurück. Ostasien hinterließ einen Streifen von Inselbögen, der von
den Philippinen bis hinauf nach Alaska reicht.
Auf dem sogenannten „Festland“ selber gab es
auch Änderungen. Wenn man die allgemeine Topografie Asiens überblickt, dann
wird klar, dass sich die vielen Gebirge dort nicht einfach als friedliche
Randerscheinungen des sibirischen Kratons erklären lassen. Es sieht aus, als ob
da vom Südosten her zusätzlich eine Spannung gelockert wurde. Doch während
dieser Lockerung kam trotzdem das Magma, das zur Hochhebung dieser Gebirge
nötig war, aus der Gesamtwölbung und der Asthenosphäre des Kontinenten -- von
unterhalb der Moho. Ein kleiner Kraton, das Tarim Basin, wurde eingezwängt
und tiefgedrückt, während gleich daneben die Giganten des Himalayas zum
höchsten Gebirge der Welt hochgehoben wurden. Als nächster Trog, weiter
südlich, erscheinen dann die Indus und Ganges Ebenen. Sie liegen vor dem
Himlaya-Gebirge so, wie in kleinerem Maßstab, die Po Ebene den Alpen vorliegt.
Ein
runder Kontinent
Wenn die Mantelausdehnung einen ersten
Kontinenten aus der Kruste eines Planeten heraus-schälen möchte, was wäre
dessen Umriss? Wie würde der aussehen? Vor etwa einem
Viertel-Jahrhundert habe ich den Schluss gezogen, dass er rund sein
dürfte. Dann, im Jahre 1998, unternahm ich eine Serie von Ballon-Reiss-Experimenten.
Hier sind einige Proben von typischen ersten
Flecken, die bei diesen Reiss-Versuchen entstanden sind. Um das Reissen der
Versuchsballone zu verlangsamen, habe ich eine zweite Haut als Futter eingelegt
-- so dass der nach außen strebende Expansionsdruck in eine horizontale
Expansions-Spannung der Oberfläche entlang umgewandelt wurde. Später habe ich
noch eine weitere, durchsichtige Ballonhaut oben darüber gestülpt um die
Ergebnisse zwischen den Ballonschichten abzufangen. Die Gesamt-Resultate
zeigen, dass es vernünftig ist einen abgerundeten Fleck aus der Haut einer
expandierenden Sphäre zu erwarten, und dass eine tropfenähnliche Ballonform zu
einer ellipsoiden Fleckenform tendiert.
Das jurassische Australien und die
jurassische Antarktis konnten nicht verbunden gewesen sein wie es sich die
meisten Erd-Expansionisten im Rückenwind von Wegener noch denken. Die Rundung
der Antarktis ist größer als die australische Bucht und konnte deshalb nicht
aus dieser gekommen sein. Dazu kommt noch, dass während des Paleozäns und des
Eozäns keine Einheiten da waren, die mit irgend einem Anhalt diese beiden
hätten auseinander reissen können. Kontinente wurden nicht irgendwie als frei
wandernde Vagabunden geboren, so wie Wegener diese sich vorstellte -- oder wie
viele Mitläufer der heutigen Plattentektonik sie immer noch gerne in ihren
Pangäa-Puzzles herumbewegen wollen. Es ist eher so, dass auf der
expandierenden Sphäre, schon während der vorkambrischen Zeit, die Ränder der
noch schlafenden Kontinente unten an der Erdkruste vorgeschwächt wurden. Um
horizontales Reissen auf der expandierenden Sphäre zu erlangen, mussten
zäh-zusammenhängende Unterschichten besiegt werden. Auf diese zähen Schichten
beziehen sich die Bezeichnungen „Asthenosphäre“ und „Mohorovičić discontinuity“
(kurz „Moho“).
Vom Erhalt eines ersten runden Kontinenten
ist es nur ein kleiner Schritt sich die expandierende Öffnung vorzustellen aus
welcher die Antarktis sich herausgeschält haben mag. Während der pazifische Ozean aufriss, hat er fortwährend
das Spannungs-Muster der zähen Unterlage umgestaltet, das heißt, er hat die
Spannungsrichtungen, welchen entlang die andern Ozeane aufgerissen wurden,
laufend beinflußt.
Jeder frische Riss in der Erdkruste hat seine
Richtung von wo anders her erhalten. Während mit der Zeit die Antarktis in Form
einer “9” losgerissen wurde, so wurde der Atlantische Ozean als ein schlankes
“S” nach Süden hin geschlitzt. Der Indik wurde dem östlichen Afrika entlang
nach Norden hin aufgerissen, und für eine Weile schien er die Form eines
geraden “I” anzunehmen (später aber die Form eines “λ”). Natürlich
beziehen sich alle Richtungen in dieser Abhandlung auf einen jetzt-zeitigen
Globus.
Der Atlantik und der Indik haben, jeder für
sich, jeweils im Norden, von Süden her gesehen, eine große V-förmige Halbinsel
ausgerissen. Sogar das kleine Rote Meer hat für sich, im Norden, die dreieckige
Sinai-Insel gerissen. Unter den drei großen Aquatorial-Meeren fehlt nur dem
Pazifik dieses dreieckige Stück im Norden, weil dieser Ozean eben rund gerissen
wurde.
Derzeit bin ich zu dem Schluß gekommen, dass
der Pazifik und der Antarktische Ozean zusammen eine Einheit darstellen. Als
Ganzes betrachtet hat dieser größte aller Ozeane sich hauptsächlich in der
südlichen Halbkugel ausgeweitet, und dabei hat er dann vom Süden her auch noch
den Atlantik und den Indik ausgeweitet. Obwohl der Pazifik/Antarktik für sich
keine gewinkelte Halbinsel im Norden ausgerissen hat, so hat er doch in sich
selber drei V-förmige Kontinente vorzuzeigen. Ursprünglich sind die Kaps von
Afrika und Südamerika, sowie der Schweif der Antarktis, alle in die gleiche
Richtung gerissen worden, nämlich, der Bucht von Australien entgegen. Sechs
V-Formen, alle in die gleiche Richtung zeigend, empfehlen zusammen ein einheitliches
Spannungs-Prinzip. Dieses Prinzip, so schlage ich vor, ist im globalen
Zusammenhang mit den erd-umfassenden jurassischen drei „Riemen“ und dem danach
noch übrig-gebliebenen und aus vier Kontinenten bestehenden „Gürtel“ zu
verstehen.
Das
Lesen der Isochronen
Seit der Entdeckung von magnetischen Streifen
und der Anfertigung von chronologischen Ozeankarten, ist die Alterslinie, die
den runden Pazifik von oben nach unten hin teilt, zum Haupträtsel geworden. Die
westliche Hälfte ist älter und enthält Böden von der Jurazeit bis zum Paläozän.
Die östliche Hälfte ist jünger und enthält eozänische Böden bis hin zur
Jetztzeit. Die Neuformulierung des Rätsels ist deshalb: Wo war die Dehnspalte
des Pazifik seit der späteren Jurazeit -- von 180 bis 43 Millionen Jahren? Einige Wissenschaftler haben vorgeschlagen,
dass es gar keine Dehnspalte gegeben haben mag. Doch wenn dies der Fall ist,
dann widerspricht der Pazifik allem, was wir über das symmetrische Ausweiten
der anderen Ozeane gelernt haben. Während eine Dehnspalte in dem sich
ausrundenden Pazifik nicht immer gerade oder beständig sein konnte, so scheint
es doch, dass eine dominierende Dehnspalte über die ganze Zeit hin gegenwärtig
sein musste, bis hin zur Absonderung einer ganzen tektonischen Platte. Bei dieser
Absonderung haben sich dann zwei Dehnspalten im östlichen Pazifik vereinigt.
Die Richtung der Dehnspalte musste eben im Laufe der Zeit um die Rundung des
vom Pazifik ausgeschälten Kontinenten herumkommen. Das heißt, dass die Richtung
des Reissens sich ändern musste. Die pazifischen Dehnspalten haben sich genau
so kurzlebig erwiesen wie es der seefahrende Henry William Menard immer
vermutet hatte.
Nach dem Eozän hat die mittlere Dehnspalte
des Pazifik radikal ihren Platz geändert; von Mexiko nach Süden hin hat sie
sich allmählich mit einer Küsten-Dehnspalte, welche Südamerika entlang lief,
vereinigt. Doch diese zwei Spalten konnten sich nicht vereinigen ehe zwischen
ihnen eine ganze Platte nach Süden hin abgerutscht war, ähnlich der Bewegung
von Madagaskar im Indik, zwei Epochen früher. Die östliche Hälfte des älteren
Pazifik wanderte nach Süden, als eine tektonische Platte, welcher der Kontinent
Antarktis einverleibt war.
Wie die andern Kontinente, so hat auch die
Antarktis bestimmte Ozeankrusten angesammelt. Sie ist gegen die Mitte des alten
Pazifik hin gewachsen. Und wie alle anderen Kontinente, die in der frühen
jurassischen Kruste noch schliefen, wurde sie schon einige hundert Millionen
Jahre früher vorgeritzt durch Spannfalten und Expansionsreibung. Im Osten war
die Platte lange Zeit umarmt von den beiden amerikanischen Kontinenten.
Südamerika wurde von der zähen Unterschicht mit Australien zusammengehalten,
mitsamt dem ganzen erdumschlingenden Gürtel von vier Kontinenten.
Welche empirischen Daten gestatten uns nun,
die Antarktis aus dem pazifischen Raum her abzuleiten?
Erstens: Den ältesten Flecken von
jurassischem Ozeanboden findet man im nordwestlichen Pazifik. Ein jurassischer
Streifen von passendem Ausmaß liegt (den Isochronen-Karten gemäss) ebenso
der Antarktis entlang. Beide Flecken liegen ihrer Neigung entsprechend so, dass
es möglich ist, die Antarktis von dort her beginnend abzuleiten. Diese zwei
jurassischen Teile wären somit durch Meeresverbreiterung während der Kreidezeit
auseinander gedriftet, das heißt, durch das Fortleben der jurassischen
Dehnspalte während der Kreidezeit.
Zweitens: Wenn man den Umriss der Antarktis
betrachtet, dann findet man, dass sie nicht nur in den runden Pazifik
hineinpasst, sondern ebenso in den auffallend aktiven “Ring des Feuers.” Die Konturen des Pazifik und die
Gewalterscheinungen im Feuerring sind formengemäß miteinander verbunden. Beide
haben auch die 9er-Form des Kontinenten „Antarktis.“ Das
unregelmäßige Ausschauen von Austral-Asien, das die Anfangskurve für die “9”
darstellt, braucht entwicklungsgemäß nicht als eine Unregelmäßigkeit beurteilt
zu werden. Diese Gegend ist gegenwärtig unter weniger verdrehter Spannung als
sie es während der Kreidezeit und während des Paläozäns war. Dazu kommt noch,
dass die Antarktis bis heute noch nicht über die Türschwelle ihres Heimatraums
hinaus gekommen ist, das heißt, über die Öffnung zwischen Australien und
Südamerika.
Drittens: Zusätzlich zu der Kontur des
Pazifiks und des Feuerrings kann man heutzutage die Fingerabdrücke der
Expansion auch an Hand von magnetisch etablierten Isochronen betrachten.
Aufeinanderfolgende Isochronen geben uns regelmäßig, seit der Jurazeit, die
9-er Form der Antarktis-Herausschälung in der korrekten Haltung wieder. Sie
helfen uns die Dehnungsfolge bis zur Gegenwart zu verfolgen. Der Feuerring
umrandet noch immer die ursprüngliche Narbe, nämlich, die „Gebärmutter-Wunde“
aus welcher die runde Antarktis im Laufe von etwa 140 Millionen Jahren
herausgeschält und abgesondert wurde.
Viertens: Während des frühen Eozäns hat
Südamerika seine Umklammerung der tropfenförmigen Antarktisplatte gelockert.
Die eozänischen Ozeanböden, die mit dieser Lockerung den amerikanischen Küsten
entlang entstanden sind, zeichnen sich deutlich auf der Isochronenkarte ab.
Diese eozänischen Flecken lassen sich ohne den Abzug der tropfenförmigen
antarktischen Platte kaum erklären. Sie sind zu kurz um für den langen
mittelozeanischen eozänischen Streifen, auf der andern Seite der Dehnspalte,
als ein Gegenüber gelten zu können. Der nord-westlichen Küste von Nordamerika
entlang sprang die Antarktisplatte etwas später los, und ihrer Bahn entlang
nach Süden hat sie dann einiges von den früheren eozänischen Böden ausgelöscht. Der
Mitte des Pazifik entlang begannen die Ozeanböden des frühen Eozäns, des
Paläozäns und der Oberen Kreidezeit, sich schwappelig nach Osten hin
aus-zubreiten.
Ihre Epochenstreifen erweiteten sich nach
Osten hin wie wenn der Ozean eine Schüssel von Gelatine darstelle. Für eine
geraume Zeitspanne war im Osten keine Dehnspalte nötig -- bis dann die
Erdausdehnung den Verkrustungs-Vorgang aufgeholt und die “Gelatine” ihr
tektonisches Gleichgewicht wieder gefunden hat. Oder, um das Gleiche ohne die
Metapher zu sagen: Im Laufe von 43 Millionen Jahren hat der östliche pazifische
Raum notwendigerweise zuerst sich zugeklemmt, und danach, nachdem globale
Expansion die vorhandenen weichen Flächen wieder aufgeholt hatte, sich einer
frischen komprimierten Dehnspalte bedient.
Ein
seltener kontinentaler Zusammenstoß
Es sind da noch deutliche Spuren eines
kontinentalen Zusammenstoßes in den die Antarktis verwickelt wurde. Aus der
chaotischen Topografie am Boden der Scotia See scheint es, als ob die Antarktis
sich dort mit fahrlässiger Geschwindigkeit eingedreht hat, von wo anders herkommend.
Sie stauchte auf und hat einen bedeutenden Brocken aus dem Kap von Südamerika
heraus-genommen. Der kurz vorherige Abzug Australiens gestattete
Südamerika keine Zeitspanne, um sich eine verstärkte Ozeanboden-Umrandung
ankrusten zu lassen, welche den Aufprall hätte abpolstern können.
Vor sieben Jahren (1996), als ich diesen
Zusammenstoß zum ersten Mal animierte, da verband ich die Drehrichtung der
Platte direkt mit dem darauf folgenden Zusammenstoß. Weil der Kontinent sich
gegen die Uhrzeigerrichtung ins südliche Meer eindrehen musste, um zu seiner
gegenwärtigen Neigung zu gelangen, so schien es als ob auf diese Weise
Südamerika von der Antarktis „angebissen“ wurde. Als ich das Video zum letzten
Mal durcharbeitete, hatte ich zwar die entscheidende topografische NOAA-Karte
von 1994 zur Hand, doch waren meine Animationen schon früher ohne deren Einfluß
hergestellt worden. Bei genauerem Hinschauen sieht man nun, dass der
Zusammenstoß nicht der Eindrehung der Antarktis wegen geschah, sondern von
einem direkten Aufprall von Südwesten her verursacht wurde, aus der gleichen
Richtung kommend, in welche die Antarktis sich jetzt wieder zurückzieht.
Mit Wucht hat die Antarktisplatte gegen Osten
hin die Wulst der Sandwich Inseln aufgeschoben. Bis hinaus zum Islas Orcadas
Rise wurde die Kruste angehäuft, das ist, über die ganzen west-atlantischen
Böden der Kreidezeit und des Paleozäns hinweg. Bei ihrem Rückzug hat die Platte
hinter der Sandwich Wulst einen Tiefseegraben aufgezogen, und hat vor der Wulst
noch eine aktive Dehnspalte zuwege gebracht. Zudem erlitt beim Zusammenstoß die
ganze Breite der Zehe Südamerikas einen Durchbruch der nach Norden hin
verläuft. Den ganzen Nordrand entlang ist eine Verschiebung zu sehen.
Wenn aber die Antarktis nicht durch ihr
eigenes Eindrehen diesen Zusammenstoß verursacht hat, welcher Bewegungskraft
darf man diesen kontinentalen „Unfall“ dann zuschreiben? Die Zeit ist nun
gekommen, dass ich über die Geschehnisse zwischen Australien und der Antarktis
etwas Genaueres aussagen muss. Es geht dabei nämlich um ein Datierungsproblem
auf den pazifischen und antarktischen Isochronenkarten. Schon im Jahre 1998 bin ich über diesen
Punkt, während einer halb-öffentlichen E-mail Debatte, mit James Maxlow in
einen Streit geraten. In meiner Schrift vom Jahre 1999 habe ich
versucht, die fragwürdigen Stellen auf meiner Pazifik-Karte mit
höflich-englischen Fragezeichen auszustatten. Jedoch mein jetziger Vortrag, für
die Theuern-Konferenz, wurde zuerst auf Deutsch geschrieben, und auf Deutsch
bedeuten diese Fragezeichen ein klares „Unmöglich!“
Beim eozänischen Ereignis hat sich Australien
von Südamerika abgetrennt und ist hinter Böden aus der Kreidezeit
hochgeschnalzt. Rikoschettierend lehnte es sich dann gegen Osten, der Leere (der Weichheit) entgegen,
die eben durch den Abzug der Antarktis zustande gekommen war. Australien
drückte dabei die Meeresböden der Kreidezeit an den nackten Rücken der
Antarktis hinan und schob, alles zusammen, gegen das Kap von Südamerika. Die
bestrittenen Epochenstreifen, die auf der Karte als paläozänisch und eozänisch
koloriert sind, können deshalb nicht älter als oligozänisch sein. Die Scotia
See wurde im gleichen Zug während dem Oligozän wieder eröffnet.
Die Epochenstreifen im östlichen Pazifik
können erst genau definiert und datiert werden, nachdem man die Bewegungen von
Australien und der Antarktis genau erkannt hat. Der Bahn eines Kontinenten
entlang, welcher sich von der Umgegend eines magnetischen Pols zum andern Pol
hingedreht hat, sind bestimmt manche geografischen Linien verbogen worden,
möglicherweise sogar die Energie-ströme selber. Die entsprechenden magnetischen
„Umkehrungen,“ auf unseren Isochronenkarten, sind deshalb für solche Gegenden
noch nicht sicher datierbar.
Vom Rand der Antarktis zurückprallend, ist
Australien dann nach Westen hin abgezogen. In dessen “Kielwasser” hinterließ es
Neu Seeland, sowie die Tonga Ridge samt Graben. Die topo-grafische Karte von
Bruce Heezen zeigt den ganzen Schweif, welchen Australien dabei hinter sich
hingezogen hat. Im Westen hat Australien dabei noch den Landwirbel um Celebes
herum verengt.
Antarktis
Animationen
Zur Lösung des pazifischen Rätsels animieren
wir nun die Geschichte über die Geburt und Freiwerdung der Antarktis, zweimal
von der Jurazeit bis zur Gegenwart. Falls dann bei dieser Animierung, während
des Eozäns, die Bewegung der Antarktis zu schnell erscheinen wird, dann laßt
uns bitte bedenken, dass eine Sekunde hier immerhin drei Millionen Jahre
darstellt.
In der ersten Runde focussieren wir unsere
Kamera auf die Antarktis selber: Jurazeit, Untere Kreidezeit, Obere Kreidezeit,
Paläozän, Eozän und Oligozän bis hin zur Jetztzeit.
Es dürfte inzwischen klar geworden sein, dass
meine Bilderbelebungs-Methode noch nicht ganz den Anforderungen meines
Vorhabens entspricht. Anstatt Rissen kann ich nur extreme Zerstreckungen
vorzeigen, und um zu vermeiden, dass Farben und Kontinentalflecken ineinander
zerfliessen, muss ich unziemliche Abstände einhalten. Auf der wirklichen Erde
rutschen die Platten einfach den sie umrandenden Dehnspalten entlang. Die ganze
Umgebung schmiegt sich an, ähnlich wie bei einer Geburt. Nur der weite Raum,
der durch die allgemeine Erdausdehnung enstanden ist, konnte einige unserer
Kontinente zu kleinen Wanderungen bewegen.
In der zweiten Runde focussieren wir auf das
Gebiet zwischen Australien und Südamerika, wo die Antarktis sich während dem
Eozän eingefunden hat: Jurazeit. . . .
Die Biegsamkeit in der Kruste des Planeten,
bei einer solchen kontientalen „Geburt,“ ist hauptsächlich in den dünneren
Ozeanböden zu suchen, welche rund um den Erdball mal hier und mal dort zusammen
geschoben und verzogen werden können. Für die Forschung wird das wohl bedeuten,
dass Satelliten-Messungen, die nicht gleichzeitig um den ganzen Erdball herum
ausgeführt werden, uns nicht um Vieles weiterhelfen können.
Was die Paläontologie anbetrifft, so dürfen
ihre Wissenschaftler gerne meinen eozänischen Annäherungen zwischen Australien,
Südamerika und der Antarktis nachspüren -- um diese auf eventuelle Landbrücken
hin, für die Überwanderung von Tierarten, zu überprüfen. Hierin dürfte
eventuell ein Neberwert meiner Arbeit liegen.
Auswirkungen
in den beiden Amerika und im Atlantik
Durch das eozänische Ereignis haben die
Kontinente der Erde plötzlich ihren Zusammenhalt verloren, welcher zuvor noch
durch die globale Spannung des Erdgürtels gesichert schien. Diese neue
Haltlosigkeit betraf besonders die Kontinente der südlichen Halbkugel. Die
Befreiung Südamerikas vom Erdgürtel hat das Mittlere Amerika nach Nordosten hin
verbogen, die ganze Breite, von Panama bis zu den West-Indischen-Inseln. Die
damalige eozänische Dehnspalte, im Atlantik, hat eine kleine Fläche vom
paläozänischen Meeresboden abgezwickt und hat diese, den mittel-amerikanischen
Breitengraden entsprechend, im Atlantik liegen lassen.
Südamerika hat sich weit genug nach Nordosten
hin bewegt, um die mittelamerikanischen Meeresböden gegen die südöstliche Ecke
von Nordamerika zu drücken. Damit hat es diesen nördlichen Kontinent westwärts
ein Stück weit über die frühere antarktisch-nordamerikanische Trennungsspalte
geschoben. Der Kalifornische Golf und die San-Andreas-Fault markieren diese
Linie so, wie sie an der Oberfläche durchgebrochen ist.
Um unsere Abhandlung nunmehr zu beenden,
braucht nur noch der Expansionsvorgang im Atlantik vorgeführt werden. Dieser
Ozean erklärt sich selber: Jurazeit, Untere Kreidezeit, Obere Kreidezeit,
Paläozän, Eozän und Oligozän bis hin zur Jetztzeit.
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