Platten-Tektonik ist Expansions-Tektonik

Die Tektonik aufsteigender Berge und wachsender Kontinentalplatten

 

Karl W. Luckert

Professor emeritus at Missouri State University

Portland, Oregon, USA

 

im Bergbau- und Industrie-Museum Ostbayern zu Theuern, Oberpfalz. 24. - 25. Mai, 2003

Organisator: Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinz Jacob, Technische Universität Berlin

 

Fettgedrucktes bezeichnet das VideoSkript. Dünngedrucktes ist von

ähnlicher Wichtigkeit, auch wenn dafür kein Raum im Video war.

Ein herzliches Dankeschön dem Professor Karl-Heinz Jacob, für positive wissenschaftliche Anregungen und seine freundliche

Auswanderer-Deutsch Nachhilfe,  sowie für Sabine, Bernd, und Julian Luckert, die beim Korrekturlesen geholfen haben.

 

 

 

Bemerkungen für die Revidierte Webseite, im Jahr 2016 angefügt:

 

Was das Wegdrehen der Antarktis anbetrifft, welches relativ zur gegenwärtigen Erdkugel zumeist im Westen und Südwesten der beiden Amerikas geschehen ist, so habe ich schon während den Dreh-Arbeiten bemerkt, dass meine Animationen viel zu lose ausgefallen sind. Soviel sagte ich damals schon vor laufender Kamera. Meine Erklärungen, über das Verhältnis der Antarktis zum Kap von Südamerika, gelten deshalb schon in meinen Theuern Videos als unbefriedigend.

Bei der Darstellung dieses Wegdrehens, westlich von den Amerikas, ist mein Urbino Video sogar noch weiter von meiner eigenen Richtlinie abgerutscht. In meinem neuen Buch, Spread and Growth Tectonics… (2016), hielt ich die Kontakte zwischen dem Kap von Süd Amerika und dem Schweif der Antarktis viel enger. Trotzdem habe ich meine veralteten Videos jetzt über Youtube zur Verfügung gestelltweil diese zudem auch Aufschlüsse über andere Geschehnisse darbietenwie zum Beispiel die Expansion der Ozeane allgemein, basiert auf Isochronen. So dürften diese Videos ohnehin noch vorführen wie ich mir die groβe Reihenfolge der Expansion im Groben vorstelleauch wie mein Denken sich entwickelt hat. Alles bis jetzt Veröffentlichte sollte als Vorarbeit zu meiner diesjährigen Buchausgabe verstanden werden. Die erwähnten Darstellungsfehler, über den gesamten Erdausdehnungsvorgang, lassen sich meines Erachtens verhältnismäβig leicht wegdenken. Inzwischen bin ich zu alt geworden um meine ebenso veralteten und primitiven Videos neu zu überarbeiten. Ernste Forscher, mit fortgeschrittener Technologie, dürften wohl bald in der Lage sein, aufgrund meiner seitherigen Veröffentlichungen bessere Illustrationen davon herzustellen.

Es hat die Verbreiterung des anfänglichen nordöstlichen Pazifik mit Rifting zwischen der Antarktis und Nord Amerika begonnen, langsam seit der Kreidezeit. Expansion im nord-östlichen Pacifik war das natürliche Ergebnis vom Ausschälen der runden Antarktis aus dem rund sich expandierenden Pazifik—und diese Expandierung hat fortwährend neuen Ozeanboden geschaffen. Der früheste Ozeanboden im nordöstlichen Pazifik wurde bei dieser Ausdehnung seit der Kreidezeit geschaffen. Der Ozean weitete sich und formierte eine drei-eckige Meeresboden Platte welche sich, anwachsend, um die runde Antarktis bildete und welche jetzt in den südwestlichen Indischen Ozean hineinragt. Seit dem Abzug Afrikas—und dem späteren Abzug Australiens in die engegengesetzte Richtungentlang dem südlichen Ende des Atlantik, war die Ozeanboden-Kruste dort noch dünn, schwach, und eindringbar. Inzwischen hat der Pazifik auf seine runde Ausdehnung beharrt. Er hat dabei die Antarktis rund ausgeschält und westlich, und danach weiter südlich hinuntergedreht. So wurde die Antarktis dicht am Kap von Süd Amerika vorbeigeschoben, fast über die ganze Breite des damals existierenden Antlantik. Ich bin somit an diesem Punkt, vom Urbino Video herkommend, der Darstellung meines Theuern Video wieder näher gekommenjedoch nicht genug. Die Antarktis hat das Meiste ihrer Drehung im Süd-Ozean vollzogennachdem sie zuerst nach Osten bis zum Orcadas Rise vorgeschoben worden war. Mit dieser Revision kann ich nun natürlich keinen kleinen kontinentalen Zusammenstoβ mehr zugestehen. Es war nur eine Möglichkeit die ich anfangs noch einzuräumen versuchte. Es hat ja sowieso keinen Zweck den Anfang von Küstengebirgen in kontinentalen Zusammenstöβen zu suchen. Was wir am Zehen von Süd Amerika jetzt sehen ist eine leichte Verschiebung, erzeugt durch Reiβen und durch Schär-Rutsch-Reibung zwischen dem genannten Zehen und dem Schweif der Antarktis entlang.

Ich bedaure natürlich, daβ ich jemals die MetapherTanzbenutzt habe, um auf die volle Umdrehung der Antarktis hinzuweisen. Wahrscheinlich habe ich zu lange in meinem Leben Vorlesungen gehalten und dabei, mit Analogien und Übertreibungen meine Schüler bei der Sache zu halten versucht. Auf jeden Fall habe ich mit dieser Metapher die Sympathie des Herrn Klaus Vogel verloren. Er hat meine Erklärungen nicht im Zusammenhang mit Isochronen verstehen können. Er hat mir sogar vorgeworfen dass Kontinente nicht hüpfen. Leider konnte ihm sein Langenscheidt damals den Unterschied zwischen einer Tanzumdrehung und einemHupfetenoder einem Veitstanz nicht genau klarmachen. Ich hätte es bei den Begriffen von “WegdrehenoderAbdrehenbelassen sollen. Andererseits hätte uns Beiden in diesem Falle ein besseres Wörterbuch wohl kaum geholfen. Die Kontinente des Klaus Vogel blieben fortwährend noch die alten Wegenerischen Wanderer. Klaus scherte sich nicht um die Isochronen welche ich als primäre Daten anerkennen lernte. Für mich war das “Wandern” der Kontinente schon immer eine überzogene Metapher, viel mehr so als eine Umdrehung beim Tanzen.

Natürlich ist es beiderseits, im Englischen sowie im Deutschen, möglich ganz oberflächlich die Kontinente als Wanderer zu betrachten. Ja doch! Für gewöhnliche Bürger mögen diesewandern,” wie sie das sogar auch noch für viele Wissenschaftler tun, nach Art und Weise wie im Osten die Sonne auf-geht, und im Westen unter-geht. Die Antarktis hat sich in einem Vorgang weg-gedreht, wobei sie seitwärts von ungleich expandierenden Ozeanböden (eigentlich auf zähem Mantel Untergrund sitzen bleibend) befördert wurde. Der runde Kontinent wurde dabei gleichzeitig oberflächlich in regionale, junge und schwache mafische Ozeanböden eingerückt.

 

 

 

Abstrakt für das Theuern Video Verschiedene Erkenntnisse der populären Plattentektonik werden hier vorweg als grundlegend anerkannt. Die Kruste unseres Planeten erscheint in mehrere Stücke oder „Platten“ aufgeteilt. Unter stetiger Zugabe von frisch aufquellendem Magma wachsen die Platten den sie umrandenden Bruchlinien oder Dehnspalten entlang. Vom Meerwasser gekühlt erstarrt das Magma und bildet so die ansätzlichen Krustenstreifen.

An diesem Punkt theorethischer Verbildlichung scheiden sich die tektonischen Theorien. Die Mehrheit der Plattentektoniker glauben, dass die Erde ihre gleiche Grösse beibehalten hat und dass für jeden weiteren Streifen von neuem Ozeanboden eine entsprechende Breite sich den kontinentalen Küstenlinien entlang, oder sonstwo im weiten Meer, in die Tiefe versenkt. Um sich die schwierig abgewinkelte Unterstossung der Ozeanböden den Küsten entlang besser vorstellen zu können, postulieren diese Forscher dann einen Subduktions-Vorgang der von Magma Kreisläufen im Mantel in Bewegung gehalten wird.

Die Gegenwart tektonischer Platten und Dehnspalten, sowie die Erweiterung von Ozeanböden,  lassen sich jedoch mit Hilfe von einer allgemeinen Erdausdehnungs-theorie leichter erklären. Die Ozeane erweitern sich, die Entfernungen zwischen den Kontinenten werden grösser, und der Planet wächst. Meine Abhandlung schlieβt sich deshalb den auf die Expansion hin orientierten Varianten der Plattentektonik an.

Argumente für die Erdexpansion zerteilen sich wiederum in verschiedene Richtungen. Erstens gibt es da eine Reihe von Argumente, welche sich mit physikalischen Theorien beschäftigen mit deren Hilfe man sich eine Erklärung über die Zunahme der Erd-Masse oder dem Volumen erhofft. Solche Argumente erlauben uns die Erdausdehnung stofflich, aber nicht unbedingt tektonisch zu erklären. Ich persönlich beurteile die Forderung, dass eine glaubhafte Erdexpansions-Theorie zuerst die physikalischen Eigenschaften der Materie erklären muss, nur als eine bremsende Überlast die von den Expansionisten erwartet wird, welche aber von den fordernden Personen, im Bezug auf ihr strömendes Magma im Mantel, selber nicht erfüllt werden kann. Diese Forderung dient, meines Erachtens, zur Ablenkung vom „tektonischen“ Denken. Ich beschränke mich absichtlich auf tektonische Phänomene, welche sich uns oberflächlich als erfassbare Strukturen darbieten. Genau so wie die Astronomie des Nikolas Kopernikus reine strukturelle oder „tektonische“ Astronomie war, und wie diese die Substanz des Universums nicht zu berühren wusste, so dürfte es auch heute möglich sein, die Eredexpansion zuerst einmal tektonisch zu erfassen.

Unter den tektonischen Erdexpansions-Theorien gibt es widerum verschiedene hypothetische Lokalisierungen für die Ur-Kontinente. Diese Verschiedenheiten beziehen sich meistens auf die Kontinente Australien und Antarktis. Erdexpansionisten die sich noch im Rückenwind von Wegener befinden projektieren auf ihren reduzierten Globen meist das Australien in den Nord-Pazifik hinein und die Antarktis in den Süd-Pazifik. Die Rundung der Antarktis, weil sie eben mal annähernd „rund“ ist, versuchen sie in der Bucht von Australien unterzubringen.

Dieser heutzutage „fast etablierten“ Lösung kann ich allerdings nicht zustimmen, weil, erstens, die Rundung der Antarktis fuer die australische Bucht zu gross ist und, zweitens, weil fuer die Wegenerische Zusammenfügung, im Paleozän und im Eozän, keine kontinentalen Einheiten mit zäh-zusammenhängenden Unterlagen zugegen gewesen wären, welche mit irgend einem Anhalt diese beiden Kontinente hätten auseinander reiβen können. Unsere Kontinente wurden nicht als freie Vagabunden irgendwie zum Wandern geboren, so wie Wegener mit wenig Wissen über Ozeanböden sich diese noch vorstellte -- oder wie viele Mitläufer der heutigen Plattentektonik sie immer noch gerne in ihren Pangäa-Puzzles herumbewegen wollen. Es ist eher so, dass auf der expandierenden Sphäre die Ränder der noch schlafenden Kontinente, unten an der Erdkruste, schon während der vorkambrischen Periode durch die Erdausdehnung vorgeschwächt wurden. Um horizontales Reiβen auf der expandierenden Sphäre zu bekommen, mussten zäh-zusammenhängende Unterschichten besiegt werden.

Meine hier angebotene Theorie versucht die Antarktis, mit ihrer ganzen tektonischen Platte, aus dem Pazifik her abzuleiten. Dazu wird auch eine ursprüngliche Verbindung zwischen dem Kap von Südamerika und der Bucht von Australien postuliert. Die jetztzeitigen Zusammenhänge der Kontinente im Norden und ihre erweiteten Abstände im Süden, samt der magnetisch begründeten Datierung von Ozeanböden im Pazifik und im südlichen Ozean, den Randmeeren Ost-Asiens entlang, sowie im östlichen Indik, weisen zusammen auf das hier dargebotene Ergebnis hin.

Was die grossen kontinentalen Rand-Gebirge anbetrifft, so hat die populäre Plattentektonik immer versucht deren Hochhebung mit ihrer mutmasslichen Subduktion von Ozeanböden zu erklären. Mit einer handvoll Kitt und einem Gummi-Ballon -- welche beide als Prüfkörper gedacht sind -- werde ich die Entstehung der Gebirge den Kontinental-Rändern entlang vorführen, mit Hilfe von sphärischer Ausdehnung und ohne Subduktion.

 

Erster Teil

An der populären Platten-Tektonik vorbei
zur Hochhebung der Berge

 

Die Geschehnisse von denen hier berichtet wird übertreffen alle Geschichten, die wir in den letzten Jahrzehnten über Meteoreinschläge auf unserem Planeten oder über andere Naturkatastrofen aus der Vorzeit gelesen haben mögen. Das Aufreissen der Ozeane zwischen unseren Kontinenten, das Aufsteigen der Gebirge und der große Bruch des aus Kontinenten bestehenden Erdgürtels während des Eozäns sind schöpferische Ereignisse, die in den Dehnungsspuren der Erdkruste nachgelesen werden können. Und das alles kann erklärt werden ohne die riskante Subduktions-Hypothese der populären Platten-Tektonik, mit ihren Magmakreisläufen im Mantel, bemühen zu müssen.

Wenn im Jahre 1979 ein nach Pangäa hin orientierter Paläontologe mich dazu herausforderte meinen ersten Paläo-globus zu konstruieren, da wußte ich noch nichts über Alfred Wegener -- auch noch nichts über die Tatsache, dass verschiedene Leute schon vor mir solche Erdmodelle angefertigt haben. Paläomodelle vom Planeten Erde wurden produziert, haupsächlich um die Möglichkeit zu erforschen, ob die Konturen der Kontinente über dem Atlantik “draußen” eventuell auch noch zueinander passen.

Die parallelen Konturen des Atlantik wurden schon im Jahre 1596 von dem Kartenzeichner Abraham Ortelius bemerkt. Die Möglichkeit besteht, dass schon dieser Mann vom Herstellen eines Paläoglobus geträumt hat. Doch natürlich waren seine Karten noch nicht gut genug für solch ein Unternehmen.

Paläogloben stellen nicht die einzigen Mittel dar mit denen man für die Ausdehnung unseres Planeten argumentieren kann.  Für jedes Argument gibt es Sachverhalte die von der Opposition her definiert werden. Meine Gegenüberstehenden oder Andersdenkenden sind überzeugt, dass es tektonische Platten gibt. Ich bin das auch und darüber hinaus benutze ich empirische Daten, die von eifrigen Platten-Tektonikern gesammelt wurden. Diese Leute glauben auch, dass es Dehnspalten gibt, die dem sich ausweitenden Ozeanboden entlang laufen. Ich glaube auch dies, obwohl ich nebenan davon überzeugt bin, dass sich die Ozeane besser verstehen ließen, wenn man ihre Böden positiv, als Ankrustungen wachsender Kontinente, bewerten würde. Zudem würden die meisten der Gegenüber-stehenden gerne auf einem ewig festen Planeten wohnen. Ich würde dies auch bevorzugen. Doch leider ist es nicht in meiner Macht solch einen Wunsch zu erfüllen. Die Erde tut eben was die Erde tut. Die Platten-Tektoniker arbeiten im Schatten von Alfred Wegener, und Wegener arbeitete unter einem Schatten worüber weder er noch seine Nachfolger genügend nachgedacht haben.


Die Kontinente dem Alfred Wegener gemäß

Alfred Wegener hat im Jahre 1915 erstmals sein Buch über Die Entstehung der Kontinente und Ozeane veröffentlicht. Darin hat er dargelegt, wie die Kontinente aus ihrem Pangäa-Zusammensein hervor- und auseinandergingen. Seine Gedanken prallten auf allgemeinen Widerstand; doch mit der Zeit wurde die Möglichkeit, dass Kontinente wandern, allgemein gebilligt.

Wenn dann, seit dem Zweiten Weltkrieg, die amerikanische Initiative alle Ozeane der Welt zu erforschen zu überraschenden Entdeckungen führte, da haben die seefahrenden Erdwissenschaftler auf die Theorie von Alfred Wegener zurückgegriffen. Sie verbanden seine Annahmen über “wandernde Kontinente” mit ihren neuen Entdeckungen betreffs tektonischer Platten, weltweiten Dehnspalten und symmetrisch-magnetischen Streifen samt Chronologie. Sie gaben dieser Kombination einen Zusammenhalt, indem sie noch die Unterschiebung von Ozeanböden zusammen mit Konvektionsströmungen im Mantel hinzufügten. In der Begeisterung über die neuen Entdeckungen schwelgend und unter der Ägide der Natur-wissenschaften stehend, merkte man im Allgemeinen nicht, wie Wegener selbst, sowie seine neu-zeitigen Anhänger noch unter einer Wolke alter Mythologie sich abmühten.

Natürlich beweist dieses Faktum an sich nicht, dass sie alle falsch dran sind. Sicherlich enthält die alte Mythologie manches Richtige. Doch dürfte diese Erkenntnis ein Anlaß zur vorsichtigen historischen Überprüfung des Stoffes sein.

Es sind zwei mythische Konzepte, die im Schatten von Alfred Wegener den Studierenden der Platten-Tektonik immer noch zum Verhängnis werden. Zum ersten ist da das “zentralgelegene Land” vom Weltmeer umgeben, und zweitens gibt es da noch das “Meer in der Mitte.” Wegener lebte unter dem Einfluß von Beiden.

Alte mesopotamische Landbewohner sahen ihr All-Land (Pangäa) als zentral gelegen an. Es wurde von Flüssen bewässert und war umrandet vom grenzenlosen und meist unbekannten Weltmeer.

Die Heimatländer der Handelsleute, die das Mittelmeer durchkreutzten und sich an dessen Küsten klammerten, waren alle schön um dieses Zentrum herum gelegen. Ihr “mittleres Meer” ersetzte die Zentralität der Flüsse Euphrat, Tigris und Nil. Weiter außerhalb in dieser Geografie, hinter den ihnen bekannten Ländern, glaubte man immer noch umrandet zu sein vom Weltmeer des nah-östlichen Altertums. Das gesammte geografische Modell, zusammengestellt vom umrandenden Weltmeer und dem Meer-der-Mitte, wurde im westlichen Bewußtsein zu einem etablierten Urbild.

Als Alfred Wegener die sich anpassenden Küstenlinien des Atlantik ansah, brachte er in seinem modernen Weltmodell all die Lande zurück, die von ihrer Ur-Einheit “Pangäa” aus abgewandert zu sein schienen. Die Vorstellung von Wegener, von einem All-Land “Pangäa” war nicht unbedingt eine schlechte Idee. Wenn es nicht von Anfang an von dem halbmythischen Weltmeer “Panthalassa” umschwemmt worden wäre, hätte dieses Konzept eventuell noch anständig verbessert werden können. Für den westlichen Kopf von Wegener bedeutete das aber, dass die Küstenlinien nur dem zentralen Meer entlang passen mussten -- und, was Pangäa anbetrifft, so war dieses Meer der Atlantik. An ihren Außenseiten war es dann den Kontinenten erlaubt, frei in das Weite und Unbekannte hinaus zu schwappeln. Der Zufall, dass die Küstenlinien des Atlantik viel leichter als in anderen Meeren einander angepasst werden können, schien die mythologische Dimension von Wegener zu bestätigen.

Heutzutage wird das Faktum von Pangäa-orientierter Meeresausdehnung im Lehren über die Platten-Tektonik zumeist mit den leicht-anzupassenden Küstenlinien des Atlantik vorgeführt. Um dieses Vorteils willen wird das Pangäa-Konzept uns wohl auf lange Zeit begleiten. Es kommt noch hinzu, dass manche subduktions-orientierte Wissenschaftler noch immer vom “Mittleren Meer Gespenst” verfolgt werden. Innerhalb Pangäa genehmigen sie für den Atlantik eine Sonderstellung, nämlich eine Ausnahme vom Naturgesetz, das die postulierte Subduktion von Meeresböden in anderen Ozeanen erfordert. Im Atlantik finden sich fast gar keine tiefen Meeresgräben. Diesem Ozean ist es deshalb vorerst erlaubt sich auszudehnen, ohne dass er seine Böden in die Tiefe versenken muss!

Natürlich kann diese Ausnahme vom mutmaßlichen Naturgesetz nicht einmal ein erstes Aufflackern von Vernunft aushalten. Der neuen magnetischen Ozeanboden-Chronologie entsprechend findet man auch im Indik und Pazifik ähnliche Mengen von Epoche-Streifen und -Flecken, die seit der Jurazeit entstanden sind. Um einen gerichteten Vergleich zu vermeiden, lässt man den ganzen Indik und Pazifik im Panthalassa und deren Zauber aufgehen. Ein Weltmeer, das dem mythologischen Erbe von Wegener nahesteht, durch die zentrale Gegenwart von Pangäa unterstützt, kann sicherlich jede Menge von Ozeanböden verschlingen. Warum soll ein all-umfassendes Weltmeer dies nicht können?

Die Funktion der tiefen Meeresgräben, als Orte der Subduktion, hat keinen Platz in einer empirischen Wissenschaft. Diese Annahme beruht lediglich auf der blinden Behauptung, dass tiefe Meeresgräben keine einfache Erschütterungs- oder Dehnungs-Überbleibsel sein können. Demgegenüber waren aber die Forscher von Anfang an überrascht, dass das Sediment in den mutmaßlichen Subduktionsgräben ungestört und gleichen Alters neben den umgebenden Flächen dalag. Es war nirgendwo eine Aufschiebung oder Überschiebung zu finden. Dafür gab es aber Risse, die im Graben der Länge nach liefen, als klares Anzeichen von kleinen Bewegungen in die “falsche” Richtung. Eine riesige Fläche von Ozeanbodenkruste, welche zwei Drittel der ganzen Erdkruste des Planeten entsprechen würde, hätte in diesen mutmaßlichen Subduktionsgräben oder einfach „irgendwo“ in der großen Panthalassa spurlos verschwinden müssen -- und das alles in weniger als 200 Millionen Jahren.

Es ist verständlich, dass jemand, der an einen Subduktionsvorgang glauben möchte, dann an den mutmaßlichen Subduktions-Zonen nach allen möglichen Spuren sucht. Abfallende Erdbeben-Zonen, die sich unter die Meeresküsten neigen, sogenannte Benioff Zonen, wurden schon für solche Beweise erwähnt. Doch die Expansionsreibung kann diese Zonen viel leichter erklären. Die verschiedene Dicke, die zwischen kontinentaler und ozeanischer Kruste besteht, bedeutet, dass der Grenze zwischen Land und tiefer See entlang es nicht nur in Richtung Meer oben an der Kruste einen sich neigenden Schelf geben muss, sondern auch einen entsprechenden Anstieg des Mantels, ebenfalls in Richtung Meer, unterhalb der Kruste. Insofern muss unsere postulierte Expansionsreibung dann notwendigerweise diese Steigung aufwärts “rumpeln.” Und dadurch lassen sich tatsächlich alle Erdbeben in den sogenannten Benioff-Zonen erklären.

Es gibt noch eine weitere Auswirkung des Dehnungsvorgangs, welche zusätzliche Erdbeben in einer Benioff-Zone zustandebringen kann. Die Expansionsreibung zwischen Mantel und der Unterseite der Kruste tendiert zum Hochstülpen der Platten-Kanten, was ich früher einmal mit „Flanschen“ bezeichnet habe. Diese Hochstülpungs-Tendenz steigert den Anstiegswinkel des Mantels, so lange bis dann der entstandene Zwischenraum an der Unterseite der Kruste -- der halben Antiklinale entlang -- mit intrusiven Materialien ausgeglichen ist.

Auch prismen-förmige Aggregate (accretionary prisms) wurden schon zu Übrigbleibseln der Subduktion erklärt. Im Jahre 1998 wanderte ich, zusammen mit einem Bus voll internationaler Erdwissenschaftler der Küste von Japan entlang um die mutmaßlichen prismen-förmige Aggregate zu besichtigen. Keiner der Teilnehmer konnte sich diese als “Oberflächen-Aufschiebungen” eines Subduktionsvorgangs vorstellen, eines Vorgangs, der angeblich im dreißig Kilometer entfernten Tiefgraben geschehen sein soll. Neigungs-Variationen innerhalb dieser “Prismen” konnte man besser erklären mit Magma-wulsten, die in der Tiefe nach Osten hin kriechen und welche dabei an der Oberfläche die Erosions- und Depositionsneigungen laufend abgeändert haben -- also wiederum die „Expansions-Reibung.“

Der Gedanke von einer Pangäa und einem umrandenden Weltmeer wurde ursprünglich zu Gunsten der Vorstellung von einer flachen Welt gepflegt. Aus diesem Grunde befähigt er jetzt die modernen Pangäa-Bewohner, ihre Geografie-Kenntnisse leicht auf einer flachen Weltkarte anzubringen. Dieser Gedanke erlaubt ihnen dann, die Rückseite ihrer Sphäre zu vernachlässigen. Die Annehmlichkeit einer zwei-dimensionalen Erdwissenschaft wird von vielen Studierenden bevorzugt. Zum Andern aber, eine voll entwickelte drei-dimensionale Denkweise, die sich zugleich auch frei in der vierten Dimension “Zeit” bewegt, kann nicht so einfach ein Meer unter all den Andern als “zentral” erwählen. Und sie kann auch nicht einfach alle schwierigen Fragen in eine umgebende Panthalassa hinaus abschieben. Während die Theorie von Wegener in einem einzigen Blickfeld dargestellt werden kann, mit einer flachen Weltkarte, so wird meine Theorie verschiedene Perspektiven von Halbkugeln erfordern.

Inzwischen sind aber auch solche Menschen, die von der Erdausdehnung überzeugt sind, unter den Einfluß von alter Mythologie geraten. Zum Beispiel hat sich die Göttin Tethys, die einst den Ufern Griechenlands entlang verehrt wurde, unter fortschrittlichen Erdexpansionisten als eine dauerhafte göttliche Herrin erwiesen. Nachdem der berühmte Sprecher für die Erdexpansion, Warren S. Carey, auf seinem noch nicht expandierten Erdmodell alle Meere hypothetisch auf Null reduziert hatte, hat ihn die Tethys noch unter der Tarnung von “tethischer Abscherung” verfolgt. Dies ist ein Konzept das ich für unnötig halte, gleich wie das frühere Modell der “Panthalassa” des Alfred Wegener.

 

Die Modellierung und Hochhebung der Bergzüge

Immer wenn ich während einer Debatte die Subduktions-Hypothese wegen Mangel an empirischen Beweisen verwerfe, dann wird mir anstatt von Beweisen nur eine Vorwurfsfrage angeboten: “Wie anders läßt sich denn die Hochhebung und das Vorhandensein von Bergzügen auf unseren Kontinenten erklären?”  In der Tat werde ich die Heraushebung und die Gegenwart der Bergzüge nach ein paar kurzen Minuten erklären. Doch zuvor möchte ich die Perspektive eines Pioniers der Platten-Tektonik anerkennen.

Im Mai 2002 fand in La Junta, Colorado, die Konferenz über “Neue Konzepte der globalen Tektonik (NCGT)” statt. Unter den Teilnehmern war ein emeritierter Professor der Geologie -- Robert G. Coleman -- hier rechts zu sehen, in einem Gespräch mit Professoren aus Rußland, Griechenland und Deutschland. In seinen jungen Jahren besuchte er Deutschland wo er betreffs Wegeners Aussagen über wandernde Kontinente so einiges erfahren hat. Während seiner aktiven Jahre an der Stanford Universität hat er mitgeholfen die Theorie der Platten-Tektonik in Amerika zu etablieren. Er brachte das Studium von “Ophioliten” in den Vordergrund.

Unter dem Eindruck der großartigen Berge von Colorado war es unmöglich eine unwichtige Frage zu stellen, wie es denn auch dem Professor unmöglich war eine schlechte Antwort zu geben. Meine Frage zielte auf den Punkt: “Was hat die Theorie der Platten-Tektonik über diese Berge zu sagen?” Seine unverzügliche Antwort war: “Nichts.”

Überrascht, dass wir beide einverstanden waren, fragte ich weiter: “Warum nichts?” Er antwortete: “Es gibt hier in der Nähe keinen Ozean, wobei die Subduktion sich auswirken könnte.”

Klar und einfach gesagt, die Theorie der heutigen Platten-Tektonik kann die Entstehung der Gebirgszüge weiter im Inland nicht erklären. Ich persönlich würde dazu allerdings noch sagen, dass sie auch betreffs den Strömungen im Mantel und der Subduktion von Ozeanböden, außerhalb von solchen theoretischen Zeichnungen nichts vorzuzeigen hat. Auch die Vulkane der Kaskaden, bei denen ich in Oregon wohne, kann sie nicht zu meiner Befriedigung erklären. Es ist deshalb an der Zeit, den Vorgang der Gebirgs-Modellierung an Hand eines einfachen Kitt-Scheiben Experiments auf einem expandierenden Ballon vorzuführen.


Eine Scheibe Kitt für einen Bretterwinkel

Vor etwa zehn Jahren sah ich mir zum ersten Mal einen Lehrfilm an, der die Theorie der Platten-Tektonik illustrierte. Zwei Bilder sind mir von dieser Anschauung her mit besonderem Eindruck geblieben. Ich erinnere mich noch genau an die erwähnte Ozeanspalte, die einst, dem Ural entlang, das ganze Eurasien aufgeteilt haben soll. Auch erinnere ich mich noch an die weitwinkelige Zusammenfügung von zwei Brettern, die bezwecken sollte, die Subduktion von Ozeanböden zu illustrieren. Ich möchte dieser Herausforderung nun endlich einmal nachkommen und werde deshalb einen Klumpen Fensterkitt diesem Bretterwinkel gegenüber auflegen.

Schon im Jahre 1979 habe ich Kontinente in Form von Kitt-Scheiben auf einem expandierenden Ballon simuliert. Bereits damals habe ich für die Erdausdehnung argumentiert und ich habe längsgerichtete Spannungsfalten (Tensile Folding), hochgestülpte Plattenränder (Flanschen) und ein relatives Expansionsreiben (relative Expansion Flow) beobachtet. Ich habe auf Risse hingewiesen, die in der Erdkruste unter präkambrischen Geosynklinalen sich gebildet haben müssen. Und ich schrieb über Magma-Einpressung von unten her. Weil aber meine angeführten Konzepte in offiziellen Fachbüchern nicht zu finden waren, hat sich niemand getraut, meine Erkenntnisse zu verstehen, geschweige denn ensthaft zu berücksichtigen.

Zum Zweck dieser Abhandlung habe ich eine Methode entwickelt, wobei ich nun die Unterseiten meiner "kontinentalen"  Fensterkitt-Scheiben als Prüfkörper vorlegen und sichtbar machen kann. Ich habe einen Klumpen Kitt zu einer Scheibe hingeknetet und einen Ballon aufgepumpt. Ein Equilibrium von Sprödigkeit, Zähigkeit und Anklebefähigkeit musste dabei erzielt werden. Weil ich aber keinen Einfluß auf die Glätte der Ballonoberfläche hatte und auch keine Mittel hatte die Anziehungskraft der Erde zu simulieren, so konnte ich nur noch die Klebrigkeit der Kitt-Scheibe versuchsweise abändern.

Es gab Hochstülpungen entlang der Kontinentalränder, und wenn dann ein bedeutender Bruch an der Oberfläche erschien, folgerte ich, dass eventuelle Risse unten an der Kitt-Scheibe größer sein müssten. Es musste so sein, weil die Oberfläche eines expandierenden Ballons sich verflacht. Ich bereitete eine Pfanne Gips für einen Überguss vor und mit dessen Hilfe konnte ich dann die Kitt-Scheibe unberührt vom Ballon abheben.

Bei wirklichen Vorgängen im Innern der Erde, durch die relative Expansionsreibung, wären an der Unterseite der Kruste alle Beulen und Öffnungen gleich mit Magma und metamorphisierten Gesteinen angefüllt worden mit der gleichen Schnelle wie sie aufgerissen wurden.

Ich goss dann eine Stuck-Gipsmasse in die erzielte Form. Oben am Abguß sind Spannungsfalten zu sehen, welche die Anfangsform aller parallelen Gebirgszüge illustrieren. In Gegenden größerer Spannungen wurden tiefe Spalten aufgerissen. Diese laufen alle dem Umriss der Kitt-Scheibe parallel entlang. Die meisten Gebirgszüge auf den Kontinenten unseres Planeten liegen auch so da. Der Herausforderung von seiten der populären Platten Tektonik, und deren steif abgewinkelten Subduktion von Ozeanböden, ist mit diesem einfachen tektonischen Kitt-und-Ballon Experiment zur Genüge widerlegt.

 

 

                                        
Auf diesem Versuchsmodell erhielt ich nur eine einzige Reihe von aufgerissenen Spalten. Das war eine Beschränkung des Experiments. In wirklicher Geogeschichte wären solche Spaltformen sogleich mit heißen Materialien angefüllt worden, zur gleichen Zeit wie sie aufgerissen wurden. Langsam würden sie sich dann abgekühlt haben und zäh erstarrt worden sein.  Das bedeutet, dass parallele Reihen von Spalten nebeneinander aufgerissen und angefüllt werden konnten.

Eine Randbemerkung sollte noch erwähnt werden, über ein Detail dieses Experiments. Ich habe mir alle Mühe gegeben, den Kitt glatt und eben auf den Ballon aufzulegen. Doch an einer Stelle habe ich absichtlich unten eine dünne Falte erlaubt, welche der Richtung um neunzig Grad entgegen lief, in der ich die Hochstülpung erwartete. Ich wollte sehen, was mit solch einer Gegenfalte geschieht.

Kein Spalt wurde quer durch diese Falte gerissen. Aber dafür haben sich im rechten Winkel kleine Risse gebildet. Diese Seitenrisse sind nicht als Kreuzungen entstanden, die sich gegenüberliegend organisiert haben, sondern die Kruste wurde einfach der Probefalte entlang an jeder Seite aufgerissen, wo immer auch die Spannung der Expansionsreibung den Zusammenhangsfaktor der Kitt-Scheibe übertraf. Wir haben hier einen klaren Fall von Reiss-Verschiebungen, von gleicher Art wie sie im Ozean den Dehnspalten und Rissen entlang zu sehen sind. Solche Verschiebungs- und Umwandlungsrisse entstehen, weil die Erdkruste bei allgemeiner Erdausdehnung nach allen Richtungen hin auf einmal gezogen wird. Inzwischen brechen die Spalten aber zufälligerweise auf, wo immer und wann immer die Spannung zum Aufreissen reicht. Weil die Meeresböden dünner als die Kontinentalplatten sind, brechen derartige Verschiebungsrisse dort leichter als bei den dickeren Kontinenten bis zur Oberfläche durch.

Ein weiteres Experiment hat zu einem unerwarteten Ergebnis geführt. Mein derzeitiges Quantum von Kitt war zu trocken. Die Scheibe saß und schliff auf der Gummifläche, als ob die Expansionsreibung keine Rolle spielte. Es schien, als ob dieses Experiment keinen Gipsüberguss verdiente. Jedoch, wissenschaftliche Gewohnheit war entscheidend und das Experiment wurde zu Ende geführt. Ich erhielt eine Miniatur-Landschaft, die mit „Granitkuppeln“ bedeckt ist. Ich erkannte diese Landschaft sogleich wieder, da ich sie schon in Afrika gesehen habe.



Von Baby-Bergen bis hin zu greisen Bergzügen

Beweise für eine Widerlegung der Subduktions-orientierten Platten-Tektonik sind mir während der gleichen Lehrfahrt in Colorado wiederholt vor die Augen gekommen. Dreißig Jahre früher schon, als ich die Bergzüge der Mojave Wüste und des Großen Basin überquerte, habe ich deren Ursprung als heiße Einpressungen von unten her durchdacht. Bis ich dann in Kalifornien einfuhr, vermutete ich „Baby-Rocky-Mountains“ unter der Schwulst der Hochebene des östlichen Colorado.

Neben dem Colorado Highway 10 sah ich meine ersten Baby Rocky Mountains, elf Meilen nord-östlich von Walsenburg und einen zweiten Durchbruch beim acht-und-zwanzigsten Meilenpfosten derselben Straße entlang. Diese jungen Eruptivgipfel von unterirdischen Gebirgszügen sind als Klapperschlangen Butten bekannt und sind heute noch leicht zu übersehen. Neben ihnen breiten sich noch weite Strecken von geologisch alten  Überlagerungs- und Ablagerungsschichten aus, welche derzeit schneller als diese jungen Bergspitzen erodiert werden.

Die Verwitterungs-Produkte werden hier von Flüssen nach Osten abgeschwemmt, und sie tragen dazu bei, dass die Erdschichten im mittleren Westen durch die anwachsende Überlagerung hier und dort ein wenig tiefer gedrückt werden. Dieser Kreislauf übt dann wiederum einen zunehmend tiefen Druck nach Westen hin aus, unterhalb Colorado, und diese niederen Berggipfel sind somit zum Aufsteigen bestimmt. Mit der Zeit werden sie mehr und mehr freigelegt und die Erosion wird sie zur besseren Anschau abbürsten.

Es ist aber die klimatische Erosion nicht der Hauptmotor für die Entstehung und Hochhebung der Gebirge. Die Erdausdehnung selber ist dieser Motor. Die Energie und das Material zur Gebirgsbildung kommt von unterhalb der spröden Erdkruste. Dort werden die Berge vor-modelliert. Weil der Planet sich dehnt, müssen die mittleren Gebiete der Kontinente sich senken und sich der neuen Wölbung anpassen. Und bei dieser Senkung bringen sie zentral gelegene Ebenen zustande, welche manche Erd-Wissenschaftler „Kratone” nennen.

 


Unten, wo der Erdmantel und die Erdkruste eine zähe halbflüssige Polsterschicht miteinander teilen, da wird von der Mitte der kontinentalen Krusten aus überschüssiges Magma seitwärts abgequetscht, nach außen hin. Von unter dem flacher werdenden Kontinentalschild, nach außen kriechend, kann der Magmadruck die weiter außen liegenden Ebenen hochheben und zu Hochebenen promovieren. Danach wird gelegentlich die spröde Kruste der langen Aufwölbung entlang versagen müssen, weil sie den zunehmenden Druck von unten her nicht mehr aushalten kann. Alte, vormodellierte und zackige Bergrücken brechen langsam hervor und steigen höher. Sie werden von unten her hydraulisch hochgehoben, von ihrer eigenen, jugendlich heißen, schwerfällig kriechenden „Nachkommenschaft” geschoben und gehoben.

Die Vorgänge der Magma-Einführung von unten her und die Hochhebung zur Erosion sind sehr schön in Colorado dargelegt. Markante Gesteinsgänge sind Beweise dafür, dass die Erd-Expansion immerfort aufbrechende Spalten in der Erdkruste von unten her nachgefüllt hat.

Nachdem wir jetzt die niedrigsten Felsenberge angeschaut und die nachträglich erfolgten kleineren Magma-Intrusionen betrachtet haben, werden wir uns nunmehr zu den höchsten Alpengipfeln unseres Planeten wenden. Die scheinbar zusammengewürfelte Geologie dieser Gebirgszüge wurde schon von mehreren Generationen von Erdwissenschaftlern bearbeitet. Doch die erstaunliche und komplizierte Vielfalt braucht uns nicht übermäßig zu überraschen, nachdem man überdenkt wie sie entstanden ist. Die vielen Spalten unten in der Erdkruste sind nicht alle zur gleichen Zeit aufgerissen und auch nicht zur gleichen Zeit oder mit der gleichen Magmamasse ausgefüllt worden.

Natürlich, ehe wir der Alpenwirklichkeit erlauben, uns zu überwältigen, sollten wir bedenken, dass die Alters-Schichtungen im Ablagerungsgestein, im Ausbruchs- oder magmatischen -- bzw. Erguss-Gestein -- ganz verschieden sind. Ablagen auf der Oberfläche wurden bekanntlich eine Schichtung auf die andere hin deponiert. Wenn eine schwere tektonische Umwälzung sie nicht überkippt, dann bleiben die unteren Schichten die älteren und die oberen Schichten die jüngeren. Zudem sind sie sehr ungleich auf der Oberfläche unseres Planeten verteilt.

An der Unterseite der Erdkruste geschehen Erosion und Deposition in umgekehrter Weise. Heiß geschmolzene Schichten werden an die Unterseite der Erdkruste angedrückt und von oben nach unten hin gekühlt, während die Kruste sich verdickt. Jüngeres Magma kann assimiliertes Gestein aus tiefen Ablagerungsschichten, sowie aus dem Mantel der darunter liegt, in sich transportieren. Zusammen gelangen diese Materialien dann entweder aufwärts in eine frische Spalte, oder sie bleiben unter älterem Gestein liegen, dem sie dann hydraulisch zum Aufstieg verhelfen. Hydraulisches „Öl“ und geschmolzenes Gestein sind in diesem Falle die gleiche Substanz.

Viele geo-wissenschaftliche Lehrbücher geben den Eindruck, als ob die Alpenberge alle groß aufgestiegen sind, um dann ihre typischen Formen ausschließlich als ein Resultat vom Klima und der Erosion zu erhalten. Die meisten der hohen Alpengipfel findet man heute mit Schnee und Eis bedeckt. Daher wird ihre Gestaltung meistens den Gletschern zugeschrieben. Und wirklich, die Beiträge der Gletscher zur alpinen Kosmetik sind erheblich. Doch im Ernst! Haben diese langen Gebirgszüge ihre Rücken, oder hat das Matterhorn seine ragende Form, nur als ein Resultat von Wetter und Gletschern empfangen? Hat Wasser alle die keilgeformten Täler zwischen den Bergrücken aus einem festen Eruptivblock bis zum Bach hinunter ausgewaschen? Oder wurden die Bergrücken schon vor ihrer Hochhebung im Groben vormodelliert? Ich bin geneigt, aus tiefer Überzeugung das Letztere anzunehmen. Es scheint mir sehr unwahrscheinlich, dass die Granitkuppeln von Zimbabwe je zu zackigen Alpenbergen erodiert werden können, selbst wenn sie unter Bedingungen wie in Grönland hochgehoben würden.

Es scheint,  als ob viele alpidische Gipfel der Welt schon während der späten vorkambrischen und der frühen kambrischen Periode geformt worden sind. Hier ist eine Skizzenkarte von vorkambrischen mobilen Berggürteln. Sie basiert auf einer Projektion von Professor Harold Levin (The Earth Through Time, 1988). Dementsprechend müßte die Erdausdehnung schon vor 500 Millionen Jahren, und somit schon lange vor Eröffnung der tiefen Ozeane im Gange gewesen sein. Solche zackigen Gipfel wurden an vielen Stellen der Erde hochgehoben, so wie in den Alpen, dem Himalaya-Gebirge, und im Felsengebirge von Nordamerika.

Seit der Jurazeit haben die Kontinente ihre Krusten mit zusätzlichen Gebiets-Streifen von Ozeanböden erweitert. Den ozeanischen Dehnspalten entlang findet man deshalb eine weitere Generation von mobilen Berggürteln, erzeugt und hochgehoben von den gleichen Vorgängen -- nämlich gespannter Faltenbildung den Plattenrändern entlang, einer Tendenz zur Hochstülpung der Plattenränder, und relative Expansionsreibung.

Die relative Expansionsreibung wird vom Wachstum des Mantels erzeugt. Relativ zur Krustenkante steigert sie ihre Geschwindigkeit von der Mitte eines Kontinenten nach außen hin -- und sie läßt sich dabei einen Halb-Ozean anwachsen. Die äußersten Kanten solcher jungen Umrandungen stülpen sich hoch als halbe Gebirgszüge. Die hochgestülpten ”Lippen“ der tektonischen Platten berühren sich so, von heißem Magma getragen. Ihr leichter „Kuß“ umspannt die ganze Erde.

Wenn eine Spalte von unten her ganz durch die Kruste hochgerissen wird und wenn eine große Kontinentalwölbung als Zubringer daneben liegt, dann kann es geschehen, dass oben eine Lava-schwemme entsteht. Beispiele davon wären die Deccan Traps in Indien und die Idaho-Washington-Oregon Schwemme in Nord-America. Falls nur eine kleine Öffnung entsteht, vielleicht an einer Stelle wo Risse aufeinander treffen, dann mag ein Vulkan entstehen. Auf jeden Fall stürtzt aber die Kontinental-Kruste laufend in sich zusammen und verschließt sich über den von unten her kommenden keilförmigen Einbrüchen. Sie verhütet damit die meisten Ausbrüche an der Oberfläche. Nach oben hin, in der Erdkruste, tendiert das Magma ja sowieso zur Verdickung und Abkühlung.

Starke Erdbeben geschehen selten in der Mitte eines Kontinental-Schildes oder eines “Kratons.” Aber sie passieren doch, wenn ein spröder Teil der Erdkruste zusammenbricht und sich der verflachenden Wölbung anpaßt. Solche inländische Erdbeben, solange sie in einem Kraton eingezwängt bleiben, erzeugen häufig Über- und Unterschiebungen, welche sich mit der Zeit auf viele Kilometer erstrecken können. Petroleum-Ingineure im amerikanischen Mittleren Westen müssen öfters durch die gleiche Schichte zweimal bohren. Die Expansions-Tektonik kann diese Doppelschichten ziemlich leicht erklären.

In meinem Büchlein aus dem Jahre 1999, Planet Earth Expanding and the Eocene Tectonic Event, habe ich das 1964er Erdbeben in Alaska und die New Madrid Erdbeben in Missouri, 1811-1812, als Beispiele vom Zusammenfall der Kontinental-Wölbung erklärt. Die Bewegung in Alaska hat die Kante des Kontinenten nach außen rutschen lassen -- über den niedriger liegenden Ozeanboden hinweg. Das New Madrid Ereignis am Missisippi hat Über- und Unterschiebungen von Gesteinschichten zuwege gebracht. Die übereinander gestoßenen Schichten haben die Landfläche erhöht und die Strömung des Flusses eine Zeitlang angestaut. Die große kontinentale Fläche, die den New Madrid Herd umgibt, nebst ihrer Größe, ist noch durch Gebirgszüge dem Umriss des Kontinenten entlang verstärkt. Und die großen Flächen mit Verstärkungen verhindern dann eine Überlappung des Meeresufers, nach der Art, wie es bei der smaleren Breite in Alaska geschah.

Der erste Teil dieser Abhandlung kann nun mit einer kleinen Rätselfrage zusammengefasst werden: Wie waren ein Gebirgszug und ein Ozean am Anfang ihrer tektonischen Entwicklungs-geschichte voneinander zu unterscheiden? Die Antwort lautet: Sie waren am Anfang überhaupt nicht unterscheidbar, weil sie beide aus gleichen Rissen an der Unterseite der Erdkruste entlang entstanden sind. Ihre späteren Verschiedenheiten sind von örtlichen Dehn-geschwindigkeiten im Mantel und von örtlichen physikalischen Eigenheiten in der Kruste her zu erklären.

 

 

 

Zweiter Teil

Ausweitende Ozeane und Wachsende Kontinente

 

Konstukteure von Paläo-Globen haben gewöhnlich, der Einfachheit wegen, das „Konto“ von vorhandenen Flächen-Einheiten bevorzugt. Ich selber bin aber zu der Überzeugung gekommen, dass ein „Konto der sich laufend anpassenden Spannungen“ von gleicher Wichtigkeit ist. Ich möchte deshalb die zweite Hälfte meiner Abhandlung, über Ozeane und Kontinente, mit einer Hervorhebung von asthenosphärischen Spannungen und kontinentalen Zusammenhängen beginnen. Wenn dann eine Übersicht über Spannungsrichtungen einmal vorliegt, verbildlicht als drei Riemen die während des Eozäns zu einem einfachen Gürtel reduziert wurden, dann ordnen sich die Teil-argumente und die vorhandenen Erdflächen von selber ein.

 

 

Drei Riemen und ein Gürtel

Als die Kruste unseres Planeten während der Jurazeit ernsthaft aufzureissen begann, da erschienen Risse, die sich später zum Pazifik, Atlantik, und Indik sich ausweiteten. Diese ersten Risse befanden sich innerhalb eines breiten Streifens, der am Äquator entlang rund um die Erde verlief. Das mag bedeuten, dass unser Planet schon seit langer Zeit eine an den Polen abgeplattete Sphäre darstellte und dass die ersten größten Dehnungs-Risse deshalb einem Äquator entlang aufplatzten. Die größeren Risse erschienen etwas unterhalb der Mitte und verlängerten sich dem gegenwärtigen Süden zu. Als Meere vereinigten sie sich schließlich im Süden, und dort weiteten sie miteinander die Meeresflächen der südlichen Halbkugel aus.

Als unsere Ozeane noch jung und auf sich selber bezogen waren -- das heißt, während der Jurazeit ehe Afrika, Südamerika und Australien voneinander abgetrennt wurden -- da bestand die aufgerissene Kruste unseres expandierenden Planeten aus drei Krusten-Streifen, welche wie drei Riemen im Norden und im Süden noch aneinander hingen. Alle drei dieser Kontinentalstreifen wurden schon während der Jurazeit ihrer Mitte entlang stark auseinander gezogen. Große Streckzonen entstanden deshalb dem Mittel-Meer entlang, in Mittelamerika und in Austral-Asien. Ein jüngeres Gebiet starker Zerstreckung enstand in der Arktis. Einer der drei kontinentalen Riemen-Streifen verlief von der Arktis über Nordamerika nach Süd-Amerika, der nächste von der Arktis über Eurasien nach Australien hin, und der dritte von der Arktis über Eurasien nach Afrika. Alle drei Kontinentalstreifen sind heute noch im Norden miteinander verbunden, sie wurden aber im Süden auseinander gebrochen. Heute sieht man alle drei Streifen frei und lose der südlichen Halbkugel entlang hinunter baumeln.

Weil die drei Riemen-Streifen im Süden zuerst voneinander abrissen, und weil durch ihr Brechen die Dehnspannungen in den andern Streckzonen aufgelockert wurden, brauchten sie im Norden nicht ganz so schnell auseinander reissen. Die Spitze Südamerikas saß bis zum Eozän in der Bucht Australiens. Diese zwei südlichen Kontinente trennten sich vor etwa 43 Millionen Jahren, als der aus vier Kontinenten bestehende Weltgürtel im Süden zerbrach. 

 

 

Die grossen Halbkugeln zeigen kontinentale Zusammenhänge im Norden und Trennung im Süden.

Die kleineren jurassischen Halbkugeln zeigen die Anfänge der tiefen Ozeane.

 

 

Gegen Ende der Unteren Kreidezeit riss der Afrika-Riemen der Zehe von Südamerika entlang ab. Dieses Geschehen ist von zwei Resultaten gekennzeichnet.  Erstens verließ das Kap von Afrika die Zehe Südamerikas, und zweitens endeten damit die Ausdehnungen im Schwarzen Meer und im Mittelmeer. Von diesem Zeitpunkt an wurde Afrika nicht weiter nach Süden hin gezogen. Es ist anzunehmen, dass das Mittelmeer bei der Entspannung, vom Bruch her, ein wenig verschmälert wurde, und dass Spannungen bis ins südliche Europa hinein nachgelassen haben. Diese Linderung stimulierte die Hochhebung der Alpen, aber nicht etwa durch einen Zusammenstoß oder eine Unterschiebung von Afrika her, sondern durch Magma, das vom Norden her in die Auflockerung eingedrückt werden konnte.

Die verbliebenen Kontinentalstreifen -- nämlich, die beiden Amerika, samt Asien bis hinunter nach Australien -- hielten noch bis in das Eozän aneinander fest. Wie ein Gürtel umspannten diese vier Kontinente die Fläche der Antarktis und des Pazifik und somit den ganzen sich ausdehnenden Planeten. Die Spannung an diesem einfachen Gürtel wurde bis zum Eozän hin gesteigert. Südamerika wurde dabei von Australien her in die Länge gezogen, so lange, bis diese beiden Kontinente schließlich auseinander brachen. Heute, beinahe 43 Millionen Jahre später, ist Südamerika immer noch 400 Kilometer länger als es früher im Zusammenhang mit Afrika zu sein brauchte.

Es ist bemerkenswert, dass der Bruch zwischen Australien und Südamerika im Eozän eigentlich nur eine Fortsetzung vom früheren Bruch in der Kreidezeit darstellt. Der Riss lief am gleichen Platz weiter. Das bedeutet, dass die beiden Brüche zusammen eine sehr tiefe Spalte aufgerissen haben, welche sich zum ganzen südlichen Ozean ausgeweitet hat. Dieser Riss hat die Asthenosphäre wohl bis in den Mantel hinein erregt.

Natürlich bezieht sich das Gerede über einen „Riss“ in diesem Zusammenhang nur auf eine „oberflächliche“ Perspektive. Die tiefgerissene Spalte kann auch positiv als örtlich gesteigertes Wachstum der Erdexpansion bewertet werden. Zudem wurde dieses ganze aufgerissene Gebiet zu einer neuen Heimat für den „erstgeborenen“ Kontinent unseres Planeten, nämlich für die runde Antarktis, welche dann langsam drehend sich in den weitenden Riss hineinlehnte.

Während wir früher unsere Paläo-Globen in der Hoffnung konstruierten, unsere kontinentalen Umrisse mit genaueren Schelf-Schätzungen zu verbessern, so haben wir jetzt mehrfach verbesserte topografische Karten von allen Ozeanböden zur Verfügung. Seit 1988 haben wir auch den UNESCO Geological World Atlas, mit Karten von Ozeanböden, die auf magnetisch charakterisierten Streifen und Magnet-Umkehrungen basiert sind. Während nicht alles auf diesen Karten perfekt sein mag oder frei von gewagten Projektionen, so sind doch zahlreiche Magnet-Streifen angebohrt, gebaggert und datiert worden. Jetzt haben wir eine Reihenfolge von Isochronen, eine Serie von Stufen, die vom jurassischen Globus mit einem Alter von etwa 180 Millionen Jahren, bis hin zu unserem heutigen Globus und der gegenwärtigen Größe der Ozeane reichen. Das ist ein Traum, der für einen wissenschaftlichen Illustrator jetzt Wirklichkeit wurde.

Mit Hilfe der Isochronenkarten ist es jetzt möglich, theorethisch, jeden Ozean anzufassen und zu seiner Größe in der Jurazeit zu reduzieren. Diese Methode funktioniert gut über den ganzen Atlantik hin. Doch sobald man versucht, die anderen Ozeane auch so zu reduzieren, dann bleibt man gewöhnlich im Oligozän oder Eozän stecken. Wer nicht rückwärts gehen kann muss vorwärts gehen. Doch vorwärts von wo aus? Alle frühen Start-Positionen sind notwendigerweise hypothetisch. Wenn man die Kontinente auf einem Globus von gut der Hälfte seines jetzigen Durchmessers wieder zusammenstellt, und wenn man bestimmte verstreckte Gebiete vernünftig einschätzt, dann können alle Kontinente und ihre Schelfe untergebracht werden.

 

Das eozänische Ereignis im Indik

Nach einigem Zögern, im Jahre 1979, habe ich den Schluß gezogen, dass die Spitze von Südamerika aus der Bucht von Australien gekommen sein muss. Das bedeutet dann auch, dass der Kontinent Antarktis ein Eindringling in seinem jetzigen Gebiet ist.

Der Indische Ozean enhält einen wichtigen Schlüssel zum Entziffern des eozänischen Rätsels. Jedoch, ehe man diesen Schlüssel erkennen kann, muss die Unmöglichkeit des Wegener, betreffs der Wanderung Indiens, aus dem Wege geräumt werden. Während Indien früher einmal näher an Arabien und an Afrika hinreichte als jetzt, so war es jedoch nie weiter von Asien enfernt als es jetzt ist. Den neuen Isochronenkarten entsprechend ist während der Jurazeit und der Unteren Kreidezeit nichts großartiges im Indischen Ozean passiert. Es ist aber während der Oberen Kreidezeit die große Insel Madagaskar nach Süden gerutscht -- oder sollen wir lieber sagen, dass sie von einem tendentiven Leerraum im Süden eingeladen wurde? Dieser Leerraum ist dadurch enstanden, weil sich die Ozeane im Süden viel schneller als im Norden ausgeweitet haben. Die kleine Madagaskar-Platte konnte nach Süden rutschen, weil Kontinentalplatten allgemein ihren Abtrennungskanten und Dehnspalten entlang in vorgetrennter Bereitschaft zum Rutschen stehen.

Die Abriss-Spalten auf beiden Seiten von Madagaskar verliefen in die gleiche allgemeine Richtung, wo man heute im Westen noch die Große Afrikanische Dehnspalte findet, und wo wir im Osten noch die Narbe des Ninety-East-Ridge haben. Möglicherweise hat auch schon die Abtrennung Afrikas von Südamerika dieser Insel einen ersten Ruck zur Bewegung gegeben. Während Afrika nach dessen Abtrennung sich leicht nach Norden zog, so brauchte Madagaskar nur stationär bleiben um, relatif gesehen, auf dem Weg nach Süden zu sein. Als ein Endergebnis vom Abwandern dieser Insel sind wahrscheinlich auch noch manche jurassische Bodenflächen an ihren Rändern entlang zerstört worden.

Natürlich sind in dieser Abhandlung alle Hinweise auf die Himmelsrichtungen -- Osten, Westen, Norden oder Süden -- im Bezug auf den gegenwärtigen Globus zu verstehen. Ich möchte noch nicht viel über die Örtlichkeit der Pole oder des Äquators während der früheren Epochen aussagen.

Die paläozänischen und eozänischen Böden im Indik zeigen, dass die ganze Kontinentalmasse von Austral-Asien, nach Osten hin und weg von der Ninety-East-Ridge, abgebogen wurde. Das eozänische Dreieck, in der nordöstlichen Ecke des Indik, erlaubt keine andere Möglichkeit. Der Tephro-Chronologie entsprechend könnte diese Ostwärtsabbiegung vor etwa 42,7 Millionen Jahren geschehen sein. Dieses Datum von 42,7 Millionen Jahren wurde von der Tephro-Chronologie her einer großen tektonischen Aufwälzung am Ninety-East-Ridge entlang zugeschrieben.

(Siehe Jonathan Dehn, <http://www.aist.go.jp/GSJ/~jdehn/research/diss.htm>. Die Kontinental-Kante, welche die Ninety-East-Ridge Narbe, die längste gerade Linie auf dem Globus, hinterließ, konnte ursprünglich nur durch eine nord-südliche Streckung gerade gezogen worden sein. Während die austral-asiatische Kontinental-Einheit dann gegen Osten abgebogen wurde, stellte die west-östliche paläozänische Dehnspalte ihre weichen Kanten zur Verfügung. Dieser Dehnspalte entlang waren alle älteren südlichen Meeresböden, bis hinauf zum Paläozän -- der Mantelausdehnung entsprechend -- miteinander nach Nordosten hin abgezogen. Auf einer Skizzenkarte bringen wir etliche von diesen wieder an ihren vorherigen Ort zurück.

Die gewinkelten Schichten aus der Kreidezeit scheinen hier zerbrochen und in einander geschoben zu sein, zu sehr, um jetzt ganz bereinigt werden zu können. Wir werden eben diesen Zustand im Gedächtnis behalten und Australien ganz grob an seinen früheren Platz zurückholen. Von der anderen Seite des Globus her bringen wir die Spitze von Südamerika zurück in die Bucht von Australien. Damit haben wir dann den erdumfangenden Gürtel, aus vier Kontinenten bestehend, wieder rekonstruiert.

Die pazifische Rundung hatte sich im Laufe der Zeit derart ausgedehnt, bis der zusammenhängende Gürtel von vier Kontinenten [Australien, Asien, Nordamerika und Süd-amerika] zu einem großen Kreis um den Planeten herum ausgestreckt wurde. In diesem hoffnungslos gestreckten Zustand war der Gürtel früher oder später zum Abreissen bestimmt. Das weltweite eozänische Ereignis wurde ausgelöst, als endlich Australien und Südamerika auseinander schnalzten (sich los-schnellten oder unter Spannung abrissen).

Die Flachheit einer Karte eignet sich schlecht, um die Dynamik der sich ausdehnenden Sphäre zu illustrieren. Indem wir uns jetzt einem etwaigen paläozänischen Globus zuwenden, sind wir in der Lage, das eozänische Ereignis uns vom Indik her anzusehen. Als Australien die Spitze von Südamerika losließ, da kam das eozänische Ereignis im Indischen Ozean in vollen Gang. Die Antarktisplatte schwang langsam in den Indik, von unten her. Die Fortsetzung vom Oligozän bis zum gegenwärtigen Globus geschah als eine mehr oder weniger gleichmäßige Ausdehnung. Achten Sie an diesem Punkt bitte auf die notwendige Lockerung in Ostasien, die auf Grund des Auseinander-Schnalzens im Süden geschieht. Sie wird den Stoff für unseren nächsten Abschnitt liefern.

Während ich nun innerhalb einer Minute die Entwicklung im Indik abspiele, werde ich nur die Namen der entsprechenden Epochen nennen: Jurazeit, Untere Kreidezeit, Obere Kreidezeit, Paläozän, Eozän, und Oligozän bis hin zur Jetztzeit.


Das eozänische Ereignis den Randmeeren Asiens entlang

Nun bringen wir unsere Kamera über den nordöstlichen Pazifik und schauen gegen Westen. In weit-winkeliger Sicht sehen wir die Randmeere Ostasiens, die sich vom philippinischen Meer bis zur Bering See im Norden hinstrecken. Diese ganze Breite wurde vom eozänischen Ereignis total verändert. Alle ostasiatischen Randmeere, vom philippinischen Meer bis hinauf zur Bering See, wurden während des Eozäns auseinander gezogen.

Das philippinische Meer wurde schon während des Paläozäns eröffnet. Ein Band von paläozänischem Meeresboden erschien hinter dem Bogen aus dem die Marianen-Inseln entstanden. Dann, während dem Eozän, wurde dieses Band im philippinischen Meer von einer nach Nordwesten laufenden Dehnspalte aufgeteilt.

Der große Rückzug des ostasiatischen Festlandes wurde vom Bruch des aus vier Kontinenten bestehenden Erdgürtels ausgelöst. Als Australien von der Spitze Südamerikas abriss, wurde Ostasien von der erd-umarmenden Spannung, die sich seit der Jurazeit immerfort verstärkt hatte, befreit. Die Landmasse Asiens entspannte sich und zog sich nach Nordwesten zurück. Ostasien hinterließ einen Streifen von Inselbögen, der von den Philippinen bis hinauf nach Alaska reicht.

Auf dem sogenannten „Festland“ selber gab es auch Änderungen. Wenn man die allgemeine Topografie Asiens überblickt, dann wird klar, dass sich die vielen Gebirge dort nicht einfach als friedliche Randerscheinungen des sibirischen Kratons erklären lassen. Es sieht aus, als ob da vom Südosten her zusätzlich eine Spannung gelockert wurde. Doch während dieser Lockerung kam trotzdem das Magma, das zur Hochhebung dieser Gebirge nötig war, aus der Gesamtwölbung und der Asthenosphäre des Kontinenten -- von unterhalb der Moho. Ein kleiner Kraton, das Tarim Basin, wurde eingezwängt und tiefgedrückt, während gleich daneben die Giganten des Himalayas zum höchsten Gebirge der Welt hochgehoben wurden. Als nächster Trog, weiter südlich, erscheinen dann die Indus und Ganges Ebenen. Sie liegen vor dem Himlaya-Gebirge so, wie in kleinerem Maßstab, die Po Ebene den Alpen vorliegt.


Ein runder Kontinent

Wenn die Mantelausdehnung einen ersten Kontinenten aus der Kruste eines Planeten heraus-schälen möchte, was wäre dessen Umriss? Wie würde der aussehen? Vor etwa einem Viertel-Jahrhundert habe ich den Schluss gezogen, dass er rund sein dürfte. Dann, im Jahre 1998, unternahm ich eine Serie von Ballon-Reiss-Experimenten.

Hier sind einige Proben von typischen ersten Flecken, die bei diesen Reiss-Versuchen entstanden sind. Um das Reissen der Versuchsballone zu verlangsamen, habe ich eine zweite Haut als Futter eingelegt -- so dass der nach außen strebende Expansionsdruck in eine horizontale Expansions-Spannung der Oberfläche entlang umgewandelt wurde. Später habe ich noch eine weitere, durchsichtige Ballonhaut oben darüber gestülpt um die Ergebnisse zwischen den Ballonschichten abzufangen. Die Gesamt-Resultate zeigen, dass es vernünftig ist einen abgerundeten Fleck aus der Haut einer expandierenden Sphäre zu erwarten, und dass eine tropfenähnliche Ballonform zu einer ellipsoiden Fleckenform tendiert.

Das jurassische Australien und die jurassische Antarktis konnten nicht verbunden gewesen sein wie es sich die meisten Erd-Expansionisten im Rückenwind von Wegener noch denken. Die Rundung der Antarktis ist größer als die australische Bucht und konnte deshalb nicht aus dieser gekommen sein. Dazu kommt noch, dass während des Paleozäns und des Eozäns keine Einheiten da waren, die mit irgend einem Anhalt diese beiden hätten auseinander reissen können. Kontinente wurden nicht irgendwie als frei wandernde Vagabunden geboren, so wie Wegener diese sich vorstellte -- oder wie viele Mitläufer der heutigen Plattentektonik sie immer noch gerne in ihren Pangäa-Puzzles herumbewegen wollen. Es ist eher so, dass auf der expandierenden Sphäre, schon während der vorkambrischen Zeit, die Ränder der noch schlafenden Kontinente unten an der Erdkruste vorgeschwächt wurden. Um horizontales Reissen auf der expandierenden Sphäre zu erlangen, mussten zäh-zusammenhängende Unterschichten besiegt werden. Auf diese zähen Schichten beziehen sich die Bezeichnungen „Asthenosphäre“ und „Mohorovičić discontinuity“ (kurz „Moho“).

Vom Erhalt eines ersten runden Kontinenten ist es nur ein kleiner Schritt sich die expandierende Öffnung vorzustellen aus welcher die Antarktis sich herausgeschält haben mag. Während der pazifische Ozean aufriss, hat er fortwährend das Spannungs-Muster der zähen Unterlage umgestaltet, das heißt, er hat die Spannungsrichtungen, welchen entlang die andern Ozeane aufgerissen wurden, laufend beinflußt.

Jeder frische Riss in der Erdkruste hat seine Richtung von wo anders her erhalten. Während mit der Zeit die Antarktis in Form einer “9” losgerissen wurde, so wurde der Atlantische Ozean als ein schlankes “S” nach Süden hin geschlitzt. Der Indik wurde dem östlichen Afrika entlang nach Norden hin aufgerissen, und für eine Weile schien er die Form eines geraden “I” anzunehmen (später aber die Form eines “λ”). Natürlich beziehen sich alle Richtungen in dieser Abhandlung auf einen jetzt-zeitigen Globus.

Der Atlantik und der Indik haben, jeder für sich, jeweils im Norden, von Süden her gesehen, eine große V-förmige Halbinsel ausgerissen. Sogar das kleine Rote Meer hat für sich, im Norden, die dreieckige Sinai-Insel gerissen. Unter den drei großen Aquatorial-Meeren fehlt nur dem Pazifik dieses dreieckige Stück im Norden, weil dieser Ozean eben rund gerissen wurde.

Derzeit bin ich zu dem Schluß gekommen, dass der Pazifik und der Antarktische Ozean zusammen eine Einheit darstellen. Als Ganzes betrachtet hat dieser größte aller Ozeane sich hauptsächlich in der südlichen Halbkugel ausgeweitet, und dabei hat er dann vom Süden her auch noch den Atlantik und den Indik ausgeweitet. Obwohl der Pazifik/Antarktik für sich keine gewinkelte Halbinsel im Norden ausgerissen hat, so hat er doch in sich selber drei V-förmige Kontinente vorzuzeigen. Ursprünglich sind die Kaps von Afrika und Südamerika, sowie der Schweif der Antarktis, alle in die gleiche Richtung gerissen worden, nämlich, der Bucht von Australien entgegen. Sechs V-Formen, alle in die gleiche Richtung zeigend, empfehlen zusammen ein einheitliches Spannungs-Prinzip. Dieses Prinzip, so schlage ich vor, ist im globalen Zusammenhang mit den erd-umfassenden jurassischen drei „Riemen“ und dem danach noch übrig-gebliebenen und aus vier Kontinenten bestehenden „Gürtel“ zu verstehen.


Das Lesen der Isochronen

Seit der Entdeckung von magnetischen Streifen und der Anfertigung von chronologischen Ozeankarten, ist die Alterslinie, die den runden Pazifik von oben nach unten hin teilt, zum Haupträtsel geworden. Die westliche Hälfte ist älter und enthält Böden von der Jurazeit bis zum Paläozän. Die östliche Hälfte ist jünger und enthält eozänische Böden bis hin zur Jetztzeit. Die Neuformulierung des Rätsels ist deshalb: Wo war die Dehnspalte des Pazifik seit der späteren Jurazeit -- von 180 bis 43 Millionen Jahren? Einige Wissenschaftler haben vorgeschlagen, dass es gar keine Dehnspalte gegeben haben mag. Doch wenn dies der Fall ist, dann widerspricht der Pazifik allem, was wir über das symmetrische Ausweiten der anderen Ozeane gelernt haben. Während eine Dehnspalte in dem sich ausrundenden Pazifik nicht immer gerade oder beständig sein konnte, so scheint es doch, dass eine dominierende Dehnspalte über die ganze Zeit hin gegenwärtig sein musste, bis hin zur Absonderung einer ganzen tektonischen Platte. Bei dieser Absonderung haben sich dann zwei Dehnspalten im östlichen Pazifik vereinigt. Die Richtung der Dehnspalte musste eben im Laufe der Zeit um die Rundung des vom Pazifik ausgeschälten Kontinenten herumkommen. Das heißt, dass die Richtung des Reissens sich ändern musste. Die pazifischen Dehnspalten haben sich genau so kurzlebig erwiesen wie es der seefahrende Henry William Menard immer vermutet hatte.

Nach dem Eozän hat die mittlere Dehnspalte des Pazifik radikal ihren Platz geändert; von Mexiko nach Süden hin hat sie sich allmählich mit einer Küsten-Dehnspalte, welche Südamerika entlang lief, vereinigt. Doch diese zwei Spalten konnten sich nicht vereinigen ehe zwischen ihnen eine ganze Platte nach Süden hin abgerutscht war, ähnlich der Bewegung von Madagaskar im Indik, zwei Epochen früher. Die östliche Hälfte des älteren Pazifik wanderte nach Süden, als eine tektonische Platte, welcher der Kontinent Antarktis einverleibt war.

Wie die andern Kontinente, so hat auch die Antarktis bestimmte Ozeankrusten angesammelt. Sie ist gegen die Mitte des alten Pazifik hin gewachsen. Und wie alle anderen Kontinente, die in der frühen jurassischen Kruste noch schliefen, wurde sie schon einige hundert Millionen Jahre früher vorgeritzt durch Spannfalten und Expansionsreibung. Im Osten war die Platte lange Zeit umarmt von den beiden amerikanischen Kontinenten. Südamerika wurde von der zähen Unterschicht mit Australien zusammengehalten, mitsamt dem ganzen erdumschlingenden Gürtel von vier Kontinenten.

Welche empirischen Daten gestatten uns nun, die Antarktis aus dem pazifischen Raum her abzuleiten?

Erstens: Den ältesten Flecken von jurassischem Ozeanboden findet man im nordwestlichen Pazifik. Ein jurassischer Streifen von passendem Ausmaß liegt (den Isochronen-Karten gemäss) ebenso der Antarktis entlang. Beide Flecken liegen ihrer Neigung entsprechend so, dass es möglich ist, die Antarktis von dort her beginnend abzuleiten. Diese zwei jurassischen Teile wären somit durch Meeresverbreiterung während der Kreidezeit auseinander gedriftet, das heißt, durch das Fortleben der jurassischen Dehnspalte während der Kreidezeit.

Zweitens: Wenn man den Umriss der Antarktis betrachtet, dann findet man, dass sie nicht nur in den runden Pazifik hineinpasst, sondern ebenso in den auffallend aktiven “Ring des Feuers.” Die Konturen des Pazifik und die Gewalterscheinungen im Feuerring sind formengemäß miteinander verbunden. Beide haben auch die 9er-Form des Kontinenten „Antarktis.“ Das unregelmäßige Ausschauen von Austral-Asien, das die Anfangskurve für die “9” darstellt, braucht entwicklungsgemäß nicht als eine Unregelmäßigkeit beurteilt zu werden. Diese Gegend ist gegenwärtig unter weniger verdrehter Spannung als sie es während der Kreidezeit und während des Paläozäns war. Dazu kommt noch, dass die Antarktis bis heute noch nicht über die Türschwelle ihres Heimatraums hinaus gekommen ist, das heißt, über die Öffnung zwischen Australien und Südamerika.

Drittens: Zusätzlich zu der Kontur des Pazifiks und des Feuerrings kann man heutzutage die Fingerabdrücke der Expansion auch an Hand von magnetisch etablierten Isochronen betrachten. Aufeinanderfolgende Isochronen geben uns regelmäßig, seit der Jurazeit, die 9-er Form der Antarktis-Herausschälung in der korrekten Haltung wieder. Sie helfen uns die Dehnungsfolge bis zur Gegenwart zu verfolgen. Der Feuerring umrandet noch immer die ursprüngliche Narbe, nämlich, die „Gebärmutter-Wunde“ aus welcher die runde Antarktis im Laufe von etwa 140 Millionen Jahren herausgeschält und abgesondert wurde.

Viertens: Während des frühen Eozäns hat Südamerika seine Umklammerung der tropfenförmigen Antarktisplatte gelockert. Die eozänischen Ozeanböden, die mit dieser Lockerung den amerikanischen Küsten entlang entstanden sind, zeichnen sich deutlich auf der Isochronenkarte ab. Diese eozänischen Flecken lassen sich ohne den Abzug der tropfenförmigen antarktischen Platte kaum erklären. Sie sind zu kurz um für den langen mittelozeanischen eozänischen Streifen, auf der andern Seite der Dehnspalte, als ein Gegenüber gelten zu können. Der nord-westlichen Küste von Nordamerika entlang sprang die Antarktisplatte etwas später los, und ihrer Bahn entlang nach Süden hat sie dann einiges von den früheren eozänischen Böden ausgelöscht. Der Mitte des Pazifik entlang begannen die Ozeanböden des frühen Eozäns, des Paläozäns und der Oberen Kreidezeit, sich schwappelig nach Osten hin aus-zubreiten.

Ihre Epochenstreifen erweiteten sich nach Osten hin wie wenn der Ozean eine Schüssel von Gelatine darstelle. Für eine geraume Zeitspanne war im Osten keine Dehnspalte nötig -- bis dann die Erdausdehnung den Verkrustungs-Vorgang aufgeholt und die “Gelatine” ihr tektonisches Gleichgewicht wieder gefunden hat. Oder, um das Gleiche ohne die Metapher zu sagen: Im Laufe von 43 Millionen Jahren hat der östliche pazifische Raum notwendigerweise zuerst sich zugeklemmt, und danach, nachdem globale Expansion die vorhandenen weichen Flächen wieder aufgeholt hatte, sich einer frischen komprimierten Dehnspalte bedient.


Ein seltener kontinentaler Zusammenstoß

Es sind da noch deutliche Spuren eines kontinentalen Zusammenstoßes in den die Antarktis verwickelt wurde. Aus der chaotischen Topografie am Boden der Scotia See scheint es, als ob die Antarktis sich dort mit fahrlässiger Geschwindigkeit eingedreht hat, von wo anders herkommend. Sie stauchte auf und hat einen bedeutenden Brocken aus dem Kap von Südamerika heraus-genommen. Der kurz vorherige Abzug Australiens gestattete Südamerika keine Zeitspanne, um sich eine verstärkte Ozeanboden-Umrandung ankrusten zu lassen, welche den Aufprall hätte abpolstern können.

Vor sieben Jahren (1996), als ich diesen Zusammenstoß zum ersten Mal animierte, da verband ich die Drehrichtung der Platte direkt mit dem darauf folgenden Zusammenstoß. Weil der Kontinent sich gegen die Uhrzeigerrichtung ins südliche Meer eindrehen musste, um zu seiner gegenwärtigen Neigung zu gelangen, so schien es als ob auf diese Weise Südamerika von der Antarktis „angebissen“ wurde. Als ich das Video zum letzten Mal durcharbeitete, hatte ich zwar die entscheidende topografische NOAA-Karte von 1994 zur Hand, doch waren meine Animationen schon früher ohne deren Einfluß hergestellt worden. Bei genauerem Hinschauen sieht man nun, dass der Zusammenstoß nicht der Eindrehung der Antarktis wegen geschah, sondern von einem direkten Aufprall von Südwesten her verursacht wurde, aus der gleichen Richtung kommend, in welche die Antarktis sich jetzt wieder zurückzieht.

Mit Wucht hat die Antarktisplatte gegen Osten hin die Wulst der Sandwich Inseln aufgeschoben. Bis hinaus zum Islas Orcadas Rise wurde die Kruste angehäuft, das ist, über die ganzen west-atlantischen Böden der Kreidezeit und des Paleozäns hinweg. Bei ihrem Rückzug hat die Platte hinter der Sandwich Wulst einen Tiefseegraben aufgezogen, und hat vor der Wulst noch eine aktive Dehnspalte zuwege gebracht. Zudem erlitt beim Zusammenstoß die ganze Breite der Zehe Südamerikas einen Durchbruch der nach Norden hin verläuft. Den ganzen Nordrand entlang ist eine Verschiebung zu sehen.

Wenn aber die Antarktis nicht durch ihr eigenes Eindrehen diesen Zusammenstoß verursacht hat, welcher Bewegungskraft darf man diesen kontinentalen „Unfall“ dann zuschreiben? Die Zeit ist nun gekommen, dass ich über die Geschehnisse zwischen Australien und der Antarktis etwas Genaueres aussagen muss. Es geht dabei nämlich um ein Datierungsproblem auf den pazifischen und antarktischen Isochronenkarten. Schon im Jahre 1998 bin ich über diesen Punkt, während einer halb-öffentlichen E-mail Debatte, mit James Maxlow in einen Streit geratenIn meiner Schrift vom Jahre 1999 habe ich versucht, die fragwürdigen Stellen auf meiner Pazifik-Karte mit höflich-englischen Fragezeichen auszustatten. Jedoch mein jetziger Vortrag, für die Theuern-Konferenz, wurde zuerst auf Deutsch geschrieben, und auf Deutsch bedeuten diese Fragezeichen ein klares „Unmöglich!“

Beim eozänischen Ereignis hat sich Australien von Südamerika abgetrennt und ist hinter Böden aus der Kreidezeit hochgeschnalzt. Rikoschettierend lehnte es sich dann gegen Osten, der Leere (der Weichheit) entgegen, die eben durch den Abzug der Antarktis zustande gekommen war. Australien drückte dabei die Meeresböden der Kreidezeit an den nackten Rücken der Antarktis hinan und schob, alles zusammen, gegen das Kap von Südamerika. Die bestrittenen Epochenstreifen, die auf der Karte als paläozänisch und eozänisch koloriert sind, können deshalb nicht älter als oligozänisch sein. Die Scotia See wurde im gleichen Zug während dem Oligozän wieder eröffnet.

Die Epochenstreifen im östlichen Pazifik können erst genau definiert und datiert werden, nachdem man die Bewegungen von Australien und der Antarktis genau erkannt hat. Der Bahn eines Kontinenten entlang, welcher sich von der Umgegend eines magnetischen Pols zum andern Pol hingedreht hat, sind bestimmt manche geografischen Linien verbogen worden, möglicherweise sogar die Energie-ströme selber. Die entsprechenden magnetischen „Umkehrungen,“ auf unseren Isochronenkarten, sind deshalb für solche Gegenden noch nicht sicher datierbar.

Vom Rand der Antarktis zurückprallend, ist Australien dann nach Westen hin abgezogen. In dessen “Kielwasser” hinterließ es Neu Seeland, sowie die Tonga Ridge samt Graben. Die topo-grafische Karte von Bruce Heezen zeigt den ganzen Schweif, welchen Australien dabei hinter sich hingezogen hat. Im Westen hat Australien dabei noch den Landwirbel um Celebes herum verengt.


Antarktis Animationen

Zur Lösung des pazifischen Rätsels animieren wir nun die Geschichte über die Geburt und Freiwerdung der Antarktis, zweimal von der Jurazeit bis zur Gegenwart. Falls dann bei dieser Animierung, während des Eozäns, die Bewegung der Antarktis zu schnell erscheinen wird, dann laßt uns bitte bedenken, dass eine Sekunde hier immerhin drei Millionen Jahre darstellt.

In der ersten Runde focussieren wir unsere Kamera auf die Antarktis selber: Jurazeit, Untere Kreidezeit, Obere Kreidezeit, Paläozän, Eozän und Oligozän bis hin zur Jetztzeit.

Es dürfte inzwischen klar geworden sein, dass meine Bilderbelebungs-Methode noch nicht ganz den Anforderungen meines Vorhabens entspricht. Anstatt Rissen kann ich nur extreme Zerstreckungen vorzeigen, und um zu vermeiden, dass Farben und Kontinentalflecken ineinander zerfliessen, muss ich unziemliche Abstände einhalten. Auf der wirklichen Erde rutschen die Platten einfach den sie umrandenden Dehnspalten entlang. Die ganze Umgebung schmiegt sich an, ähnlich wie bei einer Geburt. Nur der weite Raum, der durch die allgemeine Erdausdehnung enstanden ist, konnte einige unserer Kontinente zu kleinen Wanderungen bewegen.

In der zweiten Runde focussieren wir auf das Gebiet zwischen Australien und Südamerika, wo die Antarktis sich während dem Eozän eingefunden hat: Jurazeit. . . . 

Die Biegsamkeit in der Kruste des Planeten, bei einer solchen kontientalen „Geburt,“ ist hauptsächlich in den dünneren Ozeanböden zu suchen, welche rund um den Erdball mal hier und mal dort zusammen geschoben und verzogen werden können. Für die Forschung wird das wohl bedeuten, dass Satelliten-Messungen, die nicht gleichzeitig um den ganzen Erdball herum ausgeführt werden, uns nicht um Vieles weiterhelfen können.

Was die Paläontologie anbetrifft, so dürfen ihre Wissenschaftler gerne meinen eozänischen Annäherungen zwischen Australien, Südamerika und der Antarktis nachspüren -- um diese auf eventuelle Landbrücken hin, für die Überwanderung von Tierarten, zu überprüfen. Hierin dürfte eventuell ein Neberwert meiner Arbeit liegen.


Auswirkungen in den beiden Amerika und im Atlantik

Durch das eozänische Ereignis haben die Kontinente der Erde plötzlich ihren Zusammenhalt verloren, welcher zuvor noch durch die globale Spannung des Erdgürtels gesichert schien. Diese neue Haltlosigkeit betraf besonders die Kontinente der südlichen Halbkugel. Die Befreiung Südamerikas vom Erdgürtel hat das Mittlere Amerika nach Nordosten hin verbogen, die ganze Breite, von Panama bis zu den West-Indischen-Inseln. Die damalige eozänische Dehnspalte, im Atlantik, hat eine kleine Fläche vom paläozänischen Meeresboden abgezwickt und hat diese, den mittel-amerikanischen Breitengraden entsprechend, im Atlantik liegen lassen.

Südamerika hat sich weit genug nach Nordosten hin bewegt, um die mittelamerikanischen Meeresböden gegen die südöstliche Ecke von Nordamerika zu drücken. Damit hat es diesen nördlichen Kontinent westwärts ein Stück weit über die frühere antarktisch-nordamerikanische Trennungsspalte geschoben. Der Kalifornische Golf und die San-Andreas-Fault markieren diese Linie so, wie sie an der Oberfläche durchgebrochen ist.

Um unsere Abhandlung nunmehr zu beenden, braucht nur noch der Expansionsvorgang im Atlantik vorgeführt werden. Dieser Ozean erklärt sich selber: Jurazeit, Untere Kreidezeit, Obere Kreidezeit, Paläozän, Eozän und Oligozän bis hin zur Jetztzeit.

 

 

 

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